Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Einwände gegen die geplante Verlegung des Reichskammergerichts nach Worms; [2.] Vorschlag zu Beratungen über das Reichskammergericht auf dem Reichstag (Tagungsort, Ersetzung der ausgeschiedenen Beisitzer, Qualifizierung der Beisitzer, Finanzierung des Gerichts, Abstellung von Missständen).

Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 3, fol. 108–108’, 109’ (Or. m. Resten von 2 Ss.; Vermm.: Ks. in veld zu vermanen. Sernteiner zu geben brief von Wormbs.) = Textvorlage A. Wiesbaden, HStA, Abt. 131, IV a, Nr. 22, fol. 7’–8 (dem ksl. RT-Protokoll [Nr. 259] inserierte Kop.) = B.

[1.] Allerdurchleuchtigister, grosmechtigister keyser, eur ksl. Mt. unser undertenig, schuldig und gehorsam dinst stets zuvor. Allergnedigister herr, wir vernemen, eur ksl. Mt. ir camergericht yetzo her gen Worms zu verrugken verschafft haben. Wiewol nu bey uns und meniglichem billich kein zweifel ist, das solhs euer ksl. Mt. halben nit on sonder ursach und guter bewegnus also angesehen worden sey, so will doch, wie wir aus teglicher umbgeenden reden vermerken und ermessen, beym gemeinen man, das die camergericht diser zeit und vor entlicher hinlegung der zwitrecht zwischen der briesterschaft und burgern hie sollen hergelegt werden, zusambt dem, das solhs dem besluss und abschid zu Costenz1 zuwider oder ungemess ist, fur sorglich und darfur angesehen werden, das es on hinlegung und vertrag yetzgemelter zwitrecht nicht wenig verhindrung geperen mochte. So wellen auch vil menschen, sonderlich die paß2 gelerten und verstendigen, irer conscients halb scheuhen haben, in solhen swebenden zwitrechten hie zu wonen. Zudem, so horen wir klag und beswerung der camergerichtsperson halben in ubersetzung der hauszins, wie dann vormals, als die camergericht hie gehalten worden3, auch allerlay beswerung und irrung mit den gerichtspersonen, von den burgern hie furgenomen, erschinen seien.

[2.] Allergnedigister herr, dieweil nu eur ksl. Mt. bewegend ursachen zu obbemeltem gescheft uns noch unwissend seien, haben wir als die, so e. ksl. Mt. und des Reichs eere und nutz, wie wir schuldig seien, gern furdern wolten, obberurten ursachen und begeg[n]ungen eur ksl. Mt. zu ermessen nit wellen verhalten, und sehen demnach fur gut und not an, daz eur ksl. Mt. beschaid tete, mit den stenden des Reichs, so yetzo hie seien, zu handlen von der malstat, es wer zu Speyr oder Frankfort, bis zu hinlegung bemelter irrung, auch von erstattung der abgezogen beysitzer, von pesserer und statlicher besetzung, bestendlicher erhaltung, auch andern gebrechen und notdurft des camergerichts. Und das solhs zum allerfurderlichisten beschehe, in ansehung und zu verhuetung des beswerlichen costens der gerichtspersonen, die sich nu, als wir gedenken, herzuziehen erhebt haben, wo sy sich mit iren hausgereten yetzo hie niderlassen und geleich widerumb abziehen solten. Wellen darauf eur ksl. Mt. gemuet und antwurt bey disem bostboten wertig sein. Datum Worms am funften tag des monats May anno etc. im neunten.

E. ksl. Mt. gehorsam und undertenig Casimirus, marggraf zu Brandenburg etc., Adolf, graf zu Nassau, her zu Wispaden, Sigmund von Fraunberg, Frh. zum Hag, und Erasm Topler etc.

Anmerkungen

1
 Demnach war ein Ausgleich zwischen Bf., Stiftsklerus und Bürgerschaft die Bedingung für die Verlegung des RKG nach Worms (Konstanzer RAb vom 26.7.1507, § 24; Druck: Heil, RTA-MR IX/1, Nr. 268, hier S. 534).
2
 = bas: besser (Anderson/Goebel/Reichmann, Frühneuhochdeutsches Wörterbuch III, Sp. 58–61).
3
 Bezieht sich auf die von Mai 1497 bis Okt. 1499 dauernde erste Wormser Sitzungsperiode des RKG (Hausmann, Residenzen, S. 149f.).