Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.–3.] Relation zwischen Kurfürstenrat und Fürstenrat am 22. Mai: Beschluss über die Bildung eines interkurialen Ausschusses zur Beratung über die ksl. Reichstagsinstruktionen; Übergabe von Schriftstücken durch die ksl. Kommissare; Relation des Großen Ausschusses im Reichsrat am 25. Mai; [4.] Unterredung zwischen Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken und Bayern wegen Sessionsfragen; [5.] Nachforschungen Philipp Aberlins bezüglich des Sessionsrechts der Pfalz und Bayerns; [6.] Unterredung Aberlins und Johanns von Eltz mit Kf. Ludwig von der Pfalz und Pfgf. Friedrich wegen des Sessionsstreits; [7.] Begründung Dietrichs von Plieningen für den Vorsitz Bayerns vor Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Simmern, Zurückweisung durch Aberlin; [8.] Vermittlungsversuch der Kff. im Sessionsstreit zwischen Sachsen, Bayern und Pfalz; [9.] Verschiebung der Reichstagsverhandlungen über die Venedighilfe, Involvierung der ksl. Kommissare in den Sessionsstreit; [10.] Verhandlungen zwischen Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern und Bayern wegen des Sessionsstreits; Vermittlung Kf. Friedrichs von Sachsen im Sessionsstreit zwischen Sachsen, Bayern und Pfalz; [11.] Sessionsstreit Pfalz-Zweibrückens und Pfalz-Simmerns mit Brandenburg-Ansbach am 28. Mai; [12.] Vermittlungsverhandlungen der ksl. Kommissare in diesem Streit am 29. Mai; [13.] Supplikation HM Friedrichs von Sachsen an die Reichsstände um Unterstützung gegen Polen; Session der pfälzischen Gesandten im Reichsrat (28./29.5.); [14.] Resolution der Reichsstände zu den ksl. Reichstagsinstruktionen am 29. Mai; [15.] Replik der Kommissare an die Reichsstände, Verhandlungen zwischen Kommissaren und Reichsständen am 31. Mai; [16.–21.] Supplikation Kf. Ludwigs von der Pfalz und Pfgf. Friedrichs an die Reichsstände wegen ihrer Reichsbelehnung; Protest Württembergs, Bayerns und Hessens hinsichtlich der kurpfälzischen Belehnung; Beauftragung des ständischen Ausschusses zu Beratungen darüber und zur Erstellung einer Duplik an die Reichstagskommissare; Relation des Ausschusses und Beratungen der Reichsstände über die Duplik am 2. Juni; Übergabe an die Kommissare am 3. Juni; Anberaumung von Beratungen über die Antwort an HM Friedrich von Sachsen; Vortrag des ksl. Gesandten Ernst von Welden bezüglich der Jubelablassgelder im Reich; Beauftragung eines Ausschusses mit der Erstellung der Antwort an den Hochmeister; Übergabe der Triplik der ksl. Kommissare an die Reichsstände am 5. Juni.

München, HStA, K.blau 335/36, fol. 594–605’ (Abschrift von 1583)1 = Textvorlage A.2

[1.–3.] /594–595/ [Wie Nr. 262, Pkt. 1 Item uf ... abegetreten.].

[4.] /595/ Uf solchem tag bin ich [= Philipp Aberlin] uber die sachsischen gestanden und herzog Wilhelms von Bairn räte, dieweil ich verstanden, das die bairischen uber meinen gnedigen hern [Pfgf. Alexander], wiewol er der eltest dieser zeit bairischer herr ist, und ander fursten, dieser3 hieunden geseßen, sitzen wöllen, dieweil herzog Alexander und herzog Johanns nüst in Bairn an der landschaft inhetten oder beseßen und sich grafen schrieben etc. Und hab auf dißmal mit denselben räten davon geredt in gegenwertigkeit herzog Johanßen hofmaisters, Johannen hern zu Eltz, die mainung, dz wir verstunden, die sachsischen uber die bairischen zu sitzen. Dieweil nun solches den fursten und den hauß von Bairn nachteilig were und von unsern gnedigen herrn derwegen nit nachzulaßen, were unser beger, dz sie uns und wir ine darin beistendig weren und sein wolten.

Sagten, sie wolten das gern tun, und billich. Nachdem ich aber gemerkt und verstanden, das sie auch wolten /595’/ uber mich und den hofmaister sitzen etc., wie obsteet, sagt ich also, so nun die churfursten kommen und man sitzen soll, so wil ich mich setzen gleich nach den fursten, so personlich hie sein, und darnach der hofmaister und sie4. Sagt [Dietrich] Pleininger: Nain, dz wolten sie nit tun, mit erzelung obgemelter ursachen. Sagt ich: So werd ichs auch nit tun und meinem bevelch nach zu handeln understeen.

[5.] Gienge daruf zu etlichen, zu erfaren, wie es zwischen den bairischen fursten gehalten were worden. [Wie Nr. 262, Pkt. 5 – Item sagt ... und -gestanden.].

Item der hofmaister Johann herr zu Eltz sagt, das er sei der vierer ainer zu Haidenberg im tornier gewesen /596/ und die helm tailen helfen.5 Hab herzog Geörg selig sein helm neben des pfalzgrave Philipsen helm gesetzt und uber herzog Caspars, meins gnedigen herrn bruder, helm; haben die vier erkant, das herzog Geörgen helm sol under herzog Caspars helm steen und auch darunder gesetzt haben.

[6.] Der hofmaister und ich sein auch darnach zu herzog Ludwigen, churfursten, und herzog Friderichen gangen, iren gnaden solches, uns begegnet, furgehalten und umb rat gebeten, wiewol ire gnaden sagten, sie weren jung, glaubten aber nit anders, dan das von alter herkommen were, das der eltest oder oberst sesse, wie obsteet.

Nach dem nun mich nit beducht, ire gnaden geneigt sein, ein rat oder jemands zu uns von iren gnaden wegen zu stene [= stehen] zu verordnen. Dan mein gnediger herr, herzog Ludwig, sagt mir, das seine gnade nit stünd, mit herzog Wilhelmen viel tage gegen ine in dieser sachen zu halten.

[7.] Dieweil auch [Dietrich] Pleininger mit herzog Friderichen geredt, villeicht der mainung, als mit mir, das herzog Otto [von Pfalz-Mosbach], seliger gedechtnus, uber herzog Albrechten von Bairn geseßen, dieweil er im Baierland landschaft gehabt, das seine gnad auch itzund mit herzog Ludwigen hab, und also sie den ander zulaßen wolten nach dem alter.

/596’/ Aber das mein gnediger herr, herzog Alexander, und herzog Johanns und ire nachkommen dardurch solten alwegen die understen sein, darumb sie kein land in Bairn hetten etc., das wolt ich nit zulaßen. Ich hett auch bevelch von meinem gnedigen herrn, nach den fursten als des eltisten bairischen hern den ersten seß vor andern fursten botschaften zu sitzen, das ich mich halten must.

[8.] Darnach uf sambstag pfingstabent [26.5.] wurden die stend wider zusammenberufen, zu ainer uhrn zu erofnen, was der außschuß bedacht were, zu horen. Und als die irrung des seß und stands halber zwischen den bairischen und Sachsen und dan den bairischen under inen selbst erhaben hette und den churfursten anbracht ward, haben die churfursten zum ersten nach den bairischen botschaften und Sachsen geschickt und ine durch den mainzischen hofmaister [Thomas Rüdt von Collenberg] furhalten laßen, das ire gnaden die irrung verstanden hetten, die dan aine verhinderung gebere der sachen, so von Reichs wegen merklich angelegen und itzund zu handlen weren. Damit aber keinem teil abbruch seins seß oder stands diese handlung geberen möcht, auch den botschaften nichts verweißlichs darauß entsteen, so dann die parteien sich selbs des nit vereinigen möchten, so were der churfursten /597/ begere, wir solten nit sitzen, sonder steen oder zu allen teilen abdreten; wolten sie uns botschaften auch zu erkennen geben, was begriffen were von dem außschuß.

Daruf die sachsische botschaft antwurt gebe[n], sie konten nit absteen, auß ursach, das herzog Albrecht von Sachsen nach dem eltisten bairischen fursten der nehest geseßen uf den Reichs tagen und biß zu ende seines tods den behalten. So hetten sie in bevelch, sich des auch zu halten und nit abzusteen oder sie wolten hinwegziehen; aber wan die churfursten sie hießen zu steen oder abzudreten, weren sie willig.

Dagegen ich mich horen ließ, dieweil die sachsischen mich als von herzog Alexanders etc. als des eltisten herzogen in Bairn wegen zuließen, hett ich dieser zeit kein zank mit den sachsischen von meins gnedigen herrn wegen. Das aber herzog Wilhelms botschaften uber mich ire seße nemen wolten obgeschriebener mainung, sie weren jung oder alt etc., das were nit also herkommen, sonder, so darvon gered solten werden, wird sich erfinden, das die herzogen in Bairn, der helm gehorend [= gehörnt], den geflugelten in torniren furgesetz[t] wurden und worden weren.6 So wurd der seß oder stand nicht nach dem, ainer reich oder arm oder das ainer im Baierland an der /597’/ landschaft mehe dann der ander hette, gegeben oder zugelaßen, sonder nach der geburt und dem alter; das alle zeit, wie ich hore, gehalten worden. Und were ain herzog von Bairn hie, der nüst hett und der eltist, were dannocht billich, das er als ain herzog zu Bairn sein stand und seß hett und nit hinder den ofen gesetz[t] oder ufgelaßen [= ausgeschlossen] wurd, mit underteniger bitt, dieselbe botschaft daran zu weißen, solcher neuerung abzusteen, mich ungeirt zu laßen.

Der hofmaister Johann herr zu Eltz sagt uf zusagung und underweisung meins gnedigsten herrn von Triers, solchs uf sich zu verteidungen zu nemen gegen herzog Johanßen. Sagt, das er es bleiben ließ bei der churfursten vorgehalten mainung.

[9.] Daruf hieß man uns botschaften abdreten und bedachten sich die churfursten der mainung und ward uns allen stenden furgehalten durch den bischof zu Wurzburg in keiner ordnung, dz die churfursten von solcher irrung wegen des saß und stands zu erofnen die mainung des außschuß dieser zeit underlaßen wolten. Und dieweil ain hailiger abent, in die kirchen zu gehen zeit were, solten die stend uf morgen, den pfingstag [27.5.], iglicher sein schreiber zu dreien uhrn nach mittag in der mainzischen canzlei haben; wolt man inen solchen begrif lesen /598/ abzuschreiben. Und das ain iglicher uf montag [28.5.] nehst zu ainer uhren von stenden des Reichs wider uf dem rathauß erscheine, sein mainung, rat und gutbedunken auch daruf zu geben.

Es solten auch die stend zween verordnen, die zu ksl. Mt. reten giengen solch irrung zwischen den parteien des seß halber, und das sie hiezwischen darin handlen solten, damit des Reichs sachen dadurch [nit] zerrutung und verhinderung gebere.

Also bin ich [= Philipp Aberlin] uf den hl. pfingstag [27.5.] zu dreien uhren vor kaiserliche rete und statthalter berufen worden zu erscheinen.

[10.] Hat doctor [Dietrich] Pleininger abenteürlich7 mit mir uf land gangen8, also der hofmaister Eltz und ich sein zu herzog Wilhelms räten gangen uf die ratstuben und gesagt: Beducht uns gut, das wir uns selbst solcher irrunge under uns verainigten und zusammenstunden, die sechsischen abzuhalten. Sagten sie: Ja, es gefiel inen wol, und Plenninger sagt: Er wust ain gut mainung, nemblich die Sachsen understünden, den vorseß zu haben von des haus von Sachsen wegen und das hauß von Bairn hinder sich zu stellen. Sagt ich: Naine, sie wollen mich als von wegen des eltisten /598’/ herzogen in Bairn vorsitzen laßen. Sagt Pleininger: Ja, als ein eltisten fursten. Sagt ich: Nein, als ein fursten in Bairn, dan sonst mochten sie wol finden ain andere botschaft, des furst alter dan mein herr sein möcht. Sagt er: Es were war und ich solt ime also tun; sein herr were junger dan mein herr; solt ich in vorsitzen laßen, so kond die sachsisch botschaft nit sagen darnach, das allein alters halben geschehen oder sie zugelaßen, sonder alsdan als ain bairischer furst vorgeseßen were. Sagt ich: Hett die mainung nit also von den sachsischen verstanden. Dan wo sie das also mainten, so mochten sie wol den brandenburgischen rat vor ine sitzen laßen, des furst [Mgf. Friedrich] alter dan mein gnediger herr were; darumb solches nit ire mainung sein möcht. Damit dan sie solchs erfaren mochten, wolten sie vorsitzen und von herzog Wilhelms wegen den zu behalten gegen den sachsischen, wolt ich inen entweichen ein tag im seß. So sie den behielten und ich gewene ain andern tag, dz sie doch mich uber sie sitzen laßen. Sagt Pleininger nain. Sagt ich: So verstünde ich wol, mich mit worten zu uberreden und in werken must guts weren, und darumb solten sie wißen, von herzog Wilhelms wegen den seß nit wole zu laßen. Qwame auch zu den sachsischen räten, die sagten, es were ire mainung auch, von wegen meins gnedigen /599/ herrn als ain bairischen fursten fursitzen zu laßen und sie nach mir sitzen wolten.

Aber uf dem heiligen pfingstag [27.5.] ist kommen Pleininger und gesagt, dieweil ich sie, herzog Wilhelmen von Bairn raten, nit woll vorsitzen laßen, so sei herzog Wolfgang regirender furst zu Bairn und curator herzog Wilhelms und vom selben und nit herzog Wilhelmen geschickt, welcher herzog Wolfgang der eltist bairisch herzog dieser zeit seie, darumb inen der furseß gebüre.

Wieder die hab ich nit viel fechten konden und gesagt, mich zu bedenken und zusamenzukommen, davon gutlich zu underreden.

Und als die kaiserliche räte mir zu dreien uhren, auch andern bairischen und sachsischen räten vor sie zu kommen uf den pfingstag [27.5.] verkond hetten, zu kommen dieser irrung9, so hat sich doch nach mittag alsbald zuvor mein gnedigster herr, herzog Friderich von Sachsen, churfurst, solcher sachen auch underzogen zu vertragen und alle teil berufen.

Dieweil nun Pleininger herzog Wolfgangen furstalten, von deßwegen sie hie weren, kond ich und Johan von Eltz nüst darzutun, uns bedacht, sie von herzog Wolfgangs wegen zulaßen mußen im furseß, doch dz mir des schrift von ine wurd, dz sie den seß hetten /599’/ von herzog Wolfgangs wegen als des eltisten bairischen herzogen, dieser zeit leben[d].

Und der sachsischen halben bered und laßen uns sagen, das wir uns zu dieser zeit uf diesem Reichs tag mit den sachsischen nit irren solten der seßion halber, sonder sie zulaßen, vor uns beden dißmals zu sitzen, uf andern nachkommen Reichs tagen und versamblung der heuser Bairn und Sachsen, derselben fursten und irer räte an irem herkommen, gebrauch, billigkeiten und rechten unabbruchlich, alles laut des briefs, seine furstliche gnade, herzog Friderich von Sachsen, daruber aufgericht [Nr. 320].

Darum die andern bairischen räte solchs annemen, wird mir geraden, des nit abzustehen, sonder anzunemen auß vielen ursachen, nemblich dz des Reichs und ksl. Mt. sachen dardurch nit ufgehalten wurden, item die ksl. Mt. durch unser widerwertigkeit und unser hienweggehen oder abreiten zu ungnaden wider mein gnedigen herrn [Pfgf. Alexander] nit bewegt wurd, ob das kain ursach were, vor ain ursach zu nemen und also solche abrede angenommen.

Und als die ksl. Mt. rate nach mir geschickt hetten, zu dreien uhren zu erscheinen, sein die andern obgemelten parteien alle zugegen gewesen und den räten solchen vertrag zu erkennen geben, den sie hoch gelobt und gefallen darin gehabt, auch allen, den ich solchen vertrag /600/ angeben [und] geratfragt, mir geraten, wol anzunemen sein und meinem gnedigen herrn unschedlich.

/600–600’/ [Wiedergabe von Nr. 320].

[11.] Item uf montag nach dem pfingstag [28.5.] zu ainer uhren, als die stend wider uf dz [Rat-]haus berufen sein und erschienen, hat der undermarschalk [Friedrich Beyer] die geistlichen fursten und der botschaften zuerst beruft zu sitzen nachainander in ire ordnung. Hab ich von keiner irrung mehe gewust und gewartet, bis die weltlichen fursten und der botschaften berufen wurden. Und also zuvor der undermarschalk die beruft zu sitzen, da saße marggrave Friderichs von Brandenburg rat [Theobald von Heimkofen], und als ich und Johann her zu Eltz, hofmaister, herzugingen, nidersetzen wolten, hat uns derselbig brandenburgisch rat nit weichen wollen, sonder gesagt, er sei zu Costenz der nehest unden an den sachsischen räten und botschaften auch geseßen und wolle nit weichen.

Hab ich gesagt zu ime, solcher seß gebür im nit. Glaub auch [nit], dz er vor den herzogen in Bairn raten geseßen /601/ sei. Er hab gehort die irrung zwischen den bairischen und sachsischen botschaften, die sich des verainigt, das die bairischen zu diesem male die sachsischen zwischen sie sitzen lassen wollen, laut des vertrags. Darumb sitz er dißmals nah bei den bairischen. Er hab auch solch seine mainung und furnemen verburglich und heimlich gehalten, uns nit zuvor solch seine mainung zu erkennen geben, das billich geschehen. Hetten wir uns das gutlich underred, sich ain jeder gewüst darnach zu richten.

Darauf er mir kain antwort geben und stillgeschwigen. Haben ich und Johann, der hofmaister, umbgekert und zu der stuben außen hinweggangen von allen stenden.

Furter bin ich alsbald zu ksl. Mt. räte gangen und solch irrung angezaigt, mit begere, mit dem brandenburgischen rat zu reden, uns vor ime sitzen zu laßen, in des vermögen und daran zu weisen.

Haben die räte geantwort, denselben uf morgen, dinstag [29.5.], zu sieben uhrn vor sich zu beschaiden. Solten wir auch kommen, uns gegenainander zu horen.

[12.] Also sein wir uf den morgen erschienen. Hat grave Adolf [von Nassau] uns vorgehalten, wie sie mit dem brandenburgischen geredt, der gesagt hab, zu Costenz uf dem nehsten tage auch vor doctor Meresteyne10 gesessen sein, wiewol doctor Merstain protestirt hab, nit zu gehellen [= einzuwilligen] /601’/ in ire seßion des brandenburgischen etc. Und darumb irer, der räte, gutdunken und furschlag, das ainer umb den andern ein ratseß uber seß allein zu diesem Reichs tage. Wolten sie uns schrift geben, unsern gnedigen herrn nit abbruchlich sein solt an irem herkommen.

Daruf wir uns bedacht und antwort geben wie vormals mit den bairischen und Sachsen, [der] mainung, des Reichs sachen unser gnedige herrn halber nit abbruch geschehe, uns zu diesem mal vertragen laßen. So wir aber sehen, das der von Brandenburg neben Sachsen und Gulich neben Brandenburg und also furane kainer vermaint, uns zu weichen und was irrung wir itzund hetten mit den brandenburgischen, die wir auch mit den gulchischen und darnach mit den andern haben musten und also bis zu der toren hinauß, konten wir solch mittel nit annemen oder von unser gnedigen hern wegen erleiden. Wüsten auch wole, dz solchs, so wir das annemen, uns zu ungnaden raichen wurd, die wir nit verdienen wolten.

Aber wir hetten ain mittel bedacht und also, das keiserlich rate sich mit den churfursten besprechen, das sie iren seßion behalten und den andern den stenden des Reichs, geistlichen und weltlichen, gesagt wird offentlich, wie irtumb in der seßion zwischen den fursten /602/ und botschaften merglich inviele und sich erhöbe, dadurch ksl. Mt. und des Heiligen Reichs sachen merglich verhinderung und ufhaltung empfing. Were ksl. Mt. rät und churfursten mainung, das zu disem Reichs tag under den fursten und fursten botschaften kain ordenlich seßion oder stand mit fragen und antwort gehalten oder gebraucht werden solt, mit vorbeheltnus, iglichem fursten an seßion, furstand und anderm, wie das herbracht, geubt und herkommen were, unabbruchlich, bis zu gelegen andern zeiten darvon entlich mocht gehandelt werden. Und solchs haben wir den ksl. räten furgehalten, das sie angenommen zu bedenken.

Also haben kaiserliche räte uns bederteils uf heut, dinstag [29.5.], gesagt, das unser keiner in die versamlung zu acht uhren gehe uf das rathaus, wellen sich bedenken und darin weiter handeln und uns antwort wißen laßen. Daruf wir abgeschieden sein.

[13.] Item, als wir also, wie obsteet, uf montag [28.5.] nach mittag abegangen sein, [sind Vertreter] des hohenmaisters Teutsch Ordens vor den11 stenden des Reichs erschienen und angeben mit bitt, dz ire gn. herr hochmeister12 ain werbung an die stend und anbringens, des ordens anligen gescheft betreffen, anzubringen, seine gnad zeit und stund /602’/ zu verhören zu gestatten und zu benennen. Also ist seinen gnaden ein stund auf heut, dinstag [29.5.], gesatzt, morgen zu acht uhren zu erscheinen und zu verhoren. Als auch die verhore geschehen ist und darnach in schriften [Nr. 297] ubergeben worden churfursten und fursten, auch andern stenden des Reichs, sich darauf antwurt zu geben und zu bedenken.

Item, als wir auch also abgangen waren und die antwort uf gemelten montag [28.5.] nach mittage, die der außschus begriffen, in unser beder abwesen beschloßen von churfursten und allen andern stenden des Heiligen Reichs einhelliglich.

Item, uf den dinstag [29.5.] nach mittag zu ainer uhren giengen wir, Johann [von Eltz] und ich [= Philipp Aberlin], wider uf das rathaus. Da was der brandenburgisch canzler oder rat [Theobald von Heimkofen] nit darbei und erschiene nit. Saßen wir baide den tag laut herzog Friderichs von Sachsen vertrags.

Item und zur selben zeit gehandelt zum ersten, das die werbung des hoemaisters solt in schriften ingelegt werden den kaiserlichen räten, auch ratsweise darin zu brauchen, dieweil ksl. Mt. den hoemaister uf diesen Reichs tag beschaiden hett, als sein gnad, der hoemaister, angeben hett.

[14.] /603/ Zum andern weren die ksl. räte beschaiden, uf die stund zu ainer uhren zu erscheinen, uf ksl. instruction antwort von stenden des Hailigen Reichs [Nr. 275] zu empfahen.

Also sind die erschienen und in gegenwertigkeit churfursten und aller stend des Heiligen Reichs ist die vorbeschloßen antwort, wie obsteet, gelesen und ain copi derselben antwort in schriften gegeben worden. Haben sie bedacht genommen, wider erschienen und gesagt, sie hetten sich solcher antwort nit versehen. Nachdem solchs hoch und schwere zu bedenken, begern sie, inen bis uf nehst donnerstag [31.5.] bedacht zu geben und dieweil hie zu Wormbs zu verharren und niemands sich hinweg zu tun. Das wollen sie von wegen ksl. Mt. verdienen. Daruf ist von allen stenden antwort geben, die zwen tag zu verharren und zu verleiben13. Und also ufgestanden.

[15.] Uf donnerstag nach dem heiligen pfingstag [31.5.] ist die versamblung zu ainer uhren nach mittag verbot, uf die antwort, so forder14 tags von den stenden gegeben, ksl. Mt. räte mainung zu heren. Und haben sich dieser nachvolgend mainung horen laßen: /603’/ [Wiedergabe der Anfangspassage von Nr. 276 – Anfenglich … beschwerung.].

Daruf haben sich churfursten, fursten und andern des Reichs stand bedacht und vor gut ermeßen, nachdem in dem furtragen nichts weiter dann von der hilf anzaigt und sich die antwort uf mehe articul, als cammergericht, munz15 und anders streckt, ob sie von demselbigen weiter zu underreden oder dabei zu laßen gemaint seien, an den räten zu erkunden; als auch geschehen. [Wie Nr. 262, Pkt. 15 – Daruf antwort ... bracht habe.].

[16.–21.] /603’–605’/ [Wie Nr. 262, Pkt. 16 –21].

Anmerkungen

1
 Pfgf. Johann I. von Zweibrücken übersandte seinem Bruder Pfgf. Philipp Ludwig von Neuburg am 12.9.1583 diese copi einer handlung, so sich vor guter weil in sachen der session zwüschen Pfalz und Bayern zugedragen, die sich jetzt unversehentlich bei alten schriften befunden hat(Or. m. S., Zweibrücken; präs. Neuburg, 22.9., Postvermerk: Zu s[einer]r L. handen; HStA München, K.blau 335/36, fol. 592–592’, 611’).
2
 Die mit dem Pfalz-Simmerner Protokoll [Nr. 262] weitgehend wörtlich übereinstimmenden Passagen wurden dort als Kollationierung C berücksichtigt. Die Nummerierung der Abschnitte wurde kongruent angelegt, um dem Benutzer den Vergleich der beiden Protokolle zu erleichtern.
3
 Schreibfehler; richtig: die, so.
4
 In der Vorlage irrtümlich: ire.
5
 Laut Rixner(Turnierbuch, fol. 330–330’) zählte Eltz, anders als behauptet, zwar nicht zu den vier Turniervögten, wirkte aber für das Rheinland bei der Teilung der Turnierparteien mit.
6
 Vgl. Nr. 262, S. 396, Anm. 4.
7
 = hier: klug, vernünftig (Anderson/Goebel/Reichmann, Frühneuhochdeutsches Wörterbuch I, Sp. 68).
8
 Der Satz ist offenkundig nicht korrekt. Gemeint ist, dass Plieningen sich gegenüber Aberlin verständig geäußert hat.
9
 Die Formulierung ist nicht korrekt. Gemeint ist: um zu einer Übereinkunft zur Beilegung des Sessionsstreits zu gelangen.
10
Richtig: Dr. Merswin, Pfalz-Zweibrückener Gesandter auf dem Konstanzer RT (Heil, RTA-MR IX/1, Nr. 268, S. 538).
11
In der Vorlage irrtümlich: von der.
12
In der Vorlage irrtümlich: hofmaister.
13
Falls nicht einfach ein Schreibfehler (verbleiben) vorliegt, handelt es sich um ein Kompositum von leiben: jmd. in einem bestimmten Zustand bzw. bei etwas belassen, etw. an einem Ort lassen (Anderson/Goebel/Reichmann, Frühneuhochdeutsches Wörterbuch XI/1, Sp. 726f.).
14
In der Vorlage irrtümlich: sonder.
15
 In der Vorlage irrtümlich: Mainz.