Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Innsbruck, TLA, Maximiliana I/169 [bei I/45], unfol. (Or. m. Siegelrest, am letzten tag Decembris anno Domini etc. im neunten [= 1508], Verm. prps./amdip., Gegenz. Serntein).

Laut seinen Informationen verhandelt Hg. Ulrich über ein Bündnis mit den Eidgenossen.1Falls diese Verhandlungen erfolgreich sein sollten, würde dies zweifellos, wie er selbst auch ermessen kann, bey den stenden des Heiligen Reichs und versehenlichen den merern tayl merklichen unlust und widerwillen geberen, dieweyl dem Reich und unserm haus Osterreich kunftiger nachtayl und eynfal, als wol zu besorgen stund, daraus erwachsen wurde. Er wüsste nicht, dass er ihm zu diesem Schritt irgendeinen Anlass gegeben hätte, sonder musten darfur achten, als auch solichs durch sein geschickten den Aydgenossen anzeigt wirdet, das er villeicht aus verdriess und unwillen einer vermeinten ungnad, die wir, als ine angelangt sein, zu ime tragen solten, solichs getan mocht haben. Indessen hat er dem Hg. bereits versichert, dass von seiner Seite keinerlei Ungnade gegen ihn bestehe, sondern im Gegenteil sein Interesse bekundet, nach dem Auslaufen des Schwäbischen Bundes die alte Einung zwischen Österreich und Württemberg2zu erneuern. Er fordert ihn auf, die Verhandlungen mit den Eidgenossen abzubrechen und sich stattdessen gemäß dem ihm kürzlich zugeschickten Ausschreiben [Nr. 50] gemeinsam mit seinen wichtigsten Räten zu ihm auf den Reichstag nach Worms zu begeben. Er soll auch zuverlässige Abschriften des alten Einungsbriefes zwischen dem Haus Österreich und dem Hm. Württemberg mitbringen. Dorthin werden die wichtigsten erbländischen Räte kommen, sodass über diese und andere Angelegenheiten gesprochen werden kann.

Der Gesandte soll das Ergebnis seiner Mission sowohl ihm, dem Ks., als auch dem Regiment in Innsbruck mitteilen.3

Anmerkungen

1
 Gesandte Hg. Ulrichs hatten auf der Züricher Tagsatzung am 17.10. die vorzeitige Verlängerung der zwölfjährigen Einung von 1500 beantragt. Gleichzeitig sollte der Vertrag um einen Passus über die im Bedarfsfall für Württemberg zu leistende Unterstützung mit 4000–5000 eidgenössischen Knechten ergänzt werden (Eidgenössische Abschiede III/2, Nr. 312, S. 437f., Pkt. e. Vgl. Feyler, Beziehungen, S. 20–22). Die Eidgenossen ließen sich in der Folge lediglich auf Verhandlungen über die vorzeitige Verlängerung ein. Auch dazu waren indessen nicht alle Orte bereit (ebd., Nr. 315, S. 440, Pkt. a; Nr. 320, S. 446, Pkt. b; Nr. 326, S. 449f., Pkt. a; Nr. 328, S. 452, Pkt. d; Nr. 329, S. 455, Pkt. a; Nr. 330, S. 457, Pkt. a; Nr. 332, S. 462, Pkt. b). Vgl. Nr. 403, S. 595, Anm. 2.
2
 Gemeint ist der zwischen Ehg. Sigmund von Tirol und Gf. Eberhard V. von Württemberg am 28.6.1485 auf zehn Jahre geschlossene Einungsvertrag (Nachweis: Württembergische Regesten I/1, Nr. 5154, S. 189). Kg. Maximilian und Hg. Eberhard II. hatten den Vertrag am 15.5.1496 um weitere fünfzehn Jahre verlängert (Wiesflecker, Regesten II/1, Nr. 3980, S. 47).
3
 Das Innsbrucker Regiment übersandte dem Ks. mit Schreiben vom 13.4. die angeforderte Abschrift des Einungsvertrags zwischen Ehg. Sigmund und Gf. Eberhard [siehe Anm. 2]. Da dessen Bestimmungen in erster Linie Vorderösterreich betrafen, wurde dem Ks. empfohlen, Hg. Ulrich zu Verhandlungen mit ksl. Räten und Landständen nach Ensisheim einzuladen (Or. m. Spuren von 2 Ss.; TLA Innsbruck, Maximiliana I/44/6, fol. 31–31’).