Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Er hat ihm vor kurzem in seinem Ausschreiben dargelegt, warum ihm der Weg zum Empfang der Kaiserkrone versperrt ist und welche alternativen Wege er projektiert hat1, und Beratungen darüber auf dem RT angekündigt. Da die Widerstände gegen den Romzug jedoch täglich zunehmen, die Zeit bis zum RT noch lang ist und sich die sachen in des Reichs versamlung allweg in die harr ziehen, hat er die Kff. und vornehmsten Ff. und Stände des Reiches sowie seine Erbländer gebeten, ihm vor dem RT ihren Ratschlag zu eröffnen. Er kann dann – um nichts zu verabsäumen – bis zum RT erledigen, was zur Bewahrung der Kaiserkrone und zur Ehre des Reiches und der deutschen Nation notwendig ist. Er bittet um sein Gutachten über die Frage, ob wir dann mit gewalt und mit dem swert, doch durch rat unser ret und haubleut understen sollen, an demselben hin- und widerzug durhzubrechen, falls der Romzug nicht friedlich unter Gewährleistung seiner Sicherheit durchführbar ist.2 Das versiegelte Gutachten soll er durch einen eigenen Boten ihm oder dem kgl. Kanzler Zyprian von Serntein aushändigen lassen. Ersucht ihn, dessenungeachtet persönlich auf dem RT zu weiteren Beratungen über den Romzug zu erscheinen.3 

Innsbruck, 21. Januar 1507.

Berlin, GStA, I. HA, Repos. 1, Nr. 2A, fol. 2–2’ (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Kf. Joachim von Brandenburg; präs. am tag Gertrudis [17.3.]) = Textvorlage A. München, HStA, KÄA 3136, [nach fol. 230½] (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Hg. Albrecht von Bayern) = B. Wertheim, StA, Rep. 47, Nr. 13, unfol. (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Gf. Asmus von Wertheim) = C.4 

Anmerkungen

1
 Die Formulierung der Vorlage läßt keine eindeutige Klärung zu, ob das Schriftstück hier nur auf das RT-Ausschreiben [Nr. 5] Bezug nimmt oder zugleich auch auf das Schreiben Kg. Maximilians vom 30.11.1506 [Nr. 7].
2
 Auch der kgl. Landhofmeister in Tirol, Michael von Wolkenstein, wurde beauftragt, ein Gutachten über diese Frage zu erstellen, nemlich wa ir kgl. Mt. iren furgenomen romzug hin und herwider mit lieb sicher nicht volpringen mocht, ob dan dij kgl. Mt. mit gebalt und dem schbert, doch durch rat ir kgl. Mt. rät und haubtleut untersteen soll, an dem gemelten hinein- und herwiderziechen durchzuprechen. Er empfahl, angesichts der bedenklichen Verhältnisse in Italien mit befreundeten christlichen Kgg. und mit den Reichsständen über eine Hilfe für den Romzug zu beraten, um mit einer für einen mächtigen röm. Kg. und künftigen Ks. angemessenen Heeresmacht ausgestattet zu sein. Hinsichtlich der Frage eines gewaltsamen Durchbruchs plädierte Wolkenstein für Beratungen mit den kgl. Räten und Hauptleuten. Vor Antreten des Romzugs sollte der Kg. für die Sicherheit seiner Kinder [gemeint sind Ehgin. Margarethe und die Enkelkinder] sowie der Erblande Österreich und Burgund Sorge tragen, dort alle Angelegenheiten für die Dauer seiner Abwesenheit regeln und einen Geldvorrat für einen eventuellen Angriff feindlicher Nachbarn anlegen (eh. Or., s.l., s.d., jedoch um den 21.1.1507; TLA Innsbruck, Maximiliana XIV/Misc., Kart. 33, VI. Teil, fol. 447–448’).
3
 Mit einem beigefügten, vom 22.1. datierenden Schreiben instruierte der Kg. die ftl. Adressaten jeweils, ihr Gutachten gemeinsam mit drei oder vier geheimen Räten zu erstellen, diese bei ihrem Diensteid zur Verschwiegenheit bis zum Abschluß des RT zu verpflichten und auch selbst Stillschweigen zu bewahren (Or., Innsbruck, Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Kf. Joachim von Brandenburg; GStA Berlin, I. HA, Repos. 10, Nr. 2 M, fol. 2–2’. Or. Innsbruck, Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Hg. Albrecht von Bayern; HStA München, KÄA 3136, [nach fol. 230½]).
4
 Entsprechende Schreiben gingen nachweislich auch Kf. Jakob von Mainz – er entschuldigte die Verschiebung des geplanten Schiedstages zwischen Stadt und Klerus von Worms mit der Aufforderung zum persönlichen Erscheinen auf dem RT (Kf. Jakob an Bürgermeister und Rat der Stadt Worms, Or. m. S. Steinheim, sambstags nach dem sontag judica [27.3.]1507; StdA Worms, 1 B, 1927,3, Nr. 175) –, Hg. Heinrich von Mecklenburg [vgl. Nr. 14] und der Stadt Worms zu (Eintrag im Tagebuch des Reinhard Noltz; StdA Worms, 1 B, Nr. 10, pag. 425f.; Boos, Quellen III, S. 513).