Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 2, fol. 90rv, 95r–97v (Reinschr. des Votenprotokolls)1; DV fol. 97v: Der stendt schlus und stymen uff die dritt des königs antwurt.

Uff Freitag, den 9. Marcij anno etc. 43, ist der kgl. Mt. und der comissarien dritte antwurt in den puncten conciliens, auch fridens und rechtens halb [Nr. 160] in offnem rath der augspurgischen confession und religion verwanten stendt geleßen und daruff ain ider gesanter in seinem bevelh gehort worden.

Hessen: Hat die stendt ihres vorigen schluss uf di suplication [Nr. 152] und replic [Nr. 157], dergleichen was mer zu erlangung bestendigs fridens und gleichmessigs rechtens geschloßen, erinnert und dabey ermant, dabey zu verharren, mit erzelung des nutzens und des nachteils der ainmuetigkeit und sönderung, mit weiter genediger anzaig, das ir gnediger furst und herr vor der zeit erliche, nutzliche und guttliche weg gehapt, dadurch sy bestendigen friden und recht mögen erlangen. Sein fstl. Gn. hetten aber den gemainen handel hierinnen angesehen und bey disen stenden verharren wölln. Söllt es aber je zur sonderung gerathten, dess sich doch ir fstl. Gn. nicht versehen wöllen, ob dann hochgedachter ir gnediger herr ursach nemen wurd, nach seiner gelegenhait zu trachten, das die stendt desselben ir fstl. Gn. nit verdencken wollten. Dann do schon die visitation und reformation vermög der declaration sollt von beeden tail bewilligt werden, so wurd innen dannocht damit nit geholfen, sonder es mueßten die personen amoviert werden.

Des Hg. zu Zwaybrucken gesanter2: Waißt sich des vorigen schluss wol zu erinnern, namblich das man sich on erledigung fridens und rechtens, in der suplication begriffen, in kain handlung einlassen söll. Dabey will er nochmaln beleiben, davon nit weichen. Bevilht dem außschus, ain hoffliche antwurt zu stellen.

Brandenburg3: Achtet des königs antwurt [Nr. 160] weitleufiger dann vor, dann der könig und die ksl. comissarien wöllen erst in disputation ziehen, das man fur gewiß gehalten und noch haltet. Und wer sonderlich beschwerlich, wo der kaiser allererst neue declaration thun solt. Waißt derhalben die antwurt mitnichten anzunemen, sey auch wider sein bevelh. Schleust uf den außschus, das derselb die sachen beschwern und uff die vorig handlung ain antwurt stellen wolt, mit anzaig, das wir nicht ursach zu verhinderung der turckenhulf wern, sonder man gebe disen stenden ursach.

Lunenburg4: Dem friden und rechten sey mit dißer antwurt nicht geholfen. Wann schon die visitation vermog der declaration sollt furgenomen werden, so were es dannocht dißen stenden nicht genugsam, vill weniger ietzt, do sy in ainen zweifel gestellt und uff ein gefalhen irrung und beschwerung uff des kaißers resolution steen sollt. Darumb schleußt er, wie vor geschlossen, sich in kain handlung zu lasen on erledigte petition, in der suplication angezaigt.

Wurtemperg: Sovil das concilium belangt, sollt man dem könig antwürten, die stendt ließen es bey voriger protestation beleiben. Friden und recht belangendt, und sonderlich das die visitation uff die abschidt und declaration inhalt des konigs erklerung sollt furgenomen werden: Solt dem könig zu antwurten sein, das man uß vorigem bevelh nicht zu schreitten wißte, und sonderlich so wußt man auß der ksl. declaration nicht zu geen noch die visitation und reformation anderst dann uff die ksl. declaration zu bewilligen5.

Pomern: Conciliums halb wie vor, dann sy heten nit bevelh, in des papsts concili zu willigen. Fridt und recht belangendt, könden sy nit finden, das den sachen und dißer stendt beschwerung abgeholfen, allein wird gesucht, wie die hulf wider den Turcken heraußgepracht. Sovil das gleichmessig recht belangt, haben sie bevelh, wo die suspension der proces erhalten und die visitation und reformation uff die declaration sollt furgenomen werden, das sy desselben vermuegen tragen sollten. Es hetten auch ire gnedige herrn von der recusation nichtzit gewußt, darumb sy dann auch uff abschaffung der personen nit abgevertigt. Do aber schon die abschaffung der personen nit geschehen und die visitation und reformation uff die declaration sollt furgenomen werden, so wurd dannocht dißen stenden damit nichtzit geholfen, sonder es mueßten die andern stendt davon auch wissen und darein bewilligen. Schleußt wie vor von allen stenden geschlossen, und sonderlich das er sich von wegen seines gnedigen herrn nicht zu trennen oder zu sondern wiß. Und das alle stendt samptlich hinaufgangen, damit der könig sovildesterweniger die trennung oder sonderung spurn mög.

Mansfeld6: Schleußt uff den außschus, und sein gnediger herr werde sich von gemainen stenden mitnichten sondern.

Straßburg: Des königs antwurt wer nichtzit anderst, dann was er vor gemainen stenden angezaigt hett, allein das er der visitation halb erklerung thut. Hat daruff nach leng außgefurt, wölhermaßen der ander teil die visitation und reformation nach den abschiden verstee, wie wir dieselben uff die declaration versteen, was dieselben vermögens sey und in ir begriff, also das sy etliche abschidt hinwegneme. Dannocht were dißen stenden damit nit geholfen, und solten wir dann die hulf wider den Turcken bewilligen und dißer mißverstand ietzt nit an den tag komen, so stunden wir eben in den alten terminis und were uns eben geholfen wie davor. Und sollt man zu demselben dem kaißer declaration gestaten, so gienge man auß der declaration. Schleußt derhalben, das des konigs antwurt nicht gnugsam noch disen stenden damit geholfen sey. Darumb sollt man dem könig anzaigen, warumb sölhe antwurt und erklerung nicht gnugsam, wie es von dem andern tail und hinwiderumb von uns gedeutet; das wir auch kain declaration, dann die alberait beschehen, zu bewilligen wißten. Solt der außschus derhalben von ainer antwurt reden, darinnen diße ding nach noturft außgefurt wirden.

Augspurg: haben bevelh uff voriger suplication zu verharren und seiderher kainen andern bevelh erlangt. Werden sich seine herrn nicht sondern.

Franckfurt: Bleiben bey vorigem schlus und ubergebnen suplication und werden sich ire herrn kainswegs hierinnen sondern. Und soll man die antwurt muntlich geben.

Ulm: Haben bevelh von irn herrn, sover sy friden und recht vermög der suplication nicht erlangen, das sie sich in kaine handlung sollten einlassen. Dabey laßen sie es beruhen. Und dieweil der könig ain comination daran gehenckt, so sein sie onbeschwert, selbst zume konig zu geen und anzuzaigen, das sy des bevelh heten. Schleußt uff den außschus.

Eßlingen: Er hett bevelh bey vor ubergebner suplication zu beleiben und sich mitnichten einzulasen. Daruf er noch verhar.

Hailpron: Dergleichen wie Eßlingen. Wöll neben den andern stenden fur ain man stehen, mit ausfuerung, worinn declaration und abschidt ainander zugegen.

Eßlingen hat der statt Hall bevelh. Schleußt von irn wie von seiner herrn wegen.

Memingen: Hat bevelh, sich an friden und recht nit einzulassen. Dieweil er nu das in der antwurt nit findt, so schleußt er uff sein bevelh und den außschus.

Lindaw: Will sich von disen stenden mitnichten sondern.

Hamburg: Seine herrn werden sich mitnichten trennen. Schleußt uf den außschus.

Goßlar, Magdeburg, Braunschweig, Einbeck: Verharren uff der suplicacion und replic und wöllen sich nit sondern.

Actum ut supra.

Anmerkungen

1
Die Reinschrift wurde an Hand der beiliegenden Mitschrift der Beratungen (fol. 91r–94v) verfasst.
2
Jakob Schorr von Haßel.
3
Es ist nicht klar, ob es sich um einen Gesandten von Brandenburg-Ansbach oder von Brandenburg-Küstrin handelt.
4
Gesandter Hg. Ernsts von Braunschweig-Lüneburg, Dr. Nikolaus Holstein.
5
Hg. Ulrich von Württemberg bestärkte seine Gesandten in einer Weisung vom 10. März 1543 noch einmal darin, in den Fragen von Friede und Recht keine Konzessionen zu machen: [...] Aber wie dem allem, so ist unser bedencken dahin gericht gewest, das wir für gewiß geacht, wa unsere stend für eyn person den bestendigen friden und das gleichmessig recht zu erlangen steen pleyben und verharret sein, sie wurden das nit alleyn bey der röm. kgl. Mt. und den ksl. comissarien, sonder auch bey des andern theyl reichsstenden [= bei den Altgläubigen] erlangt haben. [...] In: Stuttgart HStA, A 262, Bd. 21, fol. 507r–509v, hier fol. 507rv (Ausf.).
6
Gf. Albrecht von Mansfeld wurde auf beiden Nürnberger RTT 1542 und 1543 durch seinen Kanzler Johann Braun von Weimar vertreten.