Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Speyer StadtA, 1 A Nr. 237 , unfol. (Reinkonz.); AV: Uberschrift wy in dem andern schreiben.

Ihr Schreiben vom 3. Juli haben sie am 12. Juli durch einen Regensburger Boten erhalten. Haben daraus entnommen, wie die Kurfürsten, Fürsten, Prälaten und Grafen sich im Korrelationsverfahren zum Antrag auf eilende Türkenhilfe gegenüber den altgläubigen Reichsstädten so gar ungeschicklig und wider alt herkhomen erzaiget, und welche Erklärung die altgläubigen Städtegesandten dazu am 29. Juni gegenüber dem Kaiser [Nr. 209] und am 30. Juni gegenüber Kurfürsten, Fürsten, Prälaten und Grafen [Nr. 210] abgegeben haben, darzu wy ir euch bearbeitet und vleis gethan, das es uff ermelter botschaften uns in abschrift zugeschickte antwort khomen etc. Haben wir der mißtreuen, unartigen handlung, gegen den erbarn frey- und reichstetten geubt, hohe beschwernus, aber irer botschaften dagegen notturftiger, geschickter und wolfurprachter antwort und handlung freud und wolgefallens. Danken ihnen für ihre Mühe und Arbeit.

Als aber in gemeltem eurem schreiben und den darneben zugeschickten schriften weiters befunden, das churfursten, fursten, prelaten und graven gewilliget, auch der erbarn frei- und reichstedt botschaften, so der protestacion nit verwandt, sich, doch mit etlichen angeheften condicionen, erpotten, der röm. kgl. Mt., unserm allergnedigsten hern, ein eylende hilf wider den Turcken, nemlich den halben theil des zu Worms im 21. jar bewilligten anschlags zum romzug, so in suma 20.000 zu fuß und 4.000 zu roß gewesen, drey monat und im fall der augenscheinlichen notturft auch den vierdten monat zu laisten, und sollichem nach churfursten, fursten, praelaten und graven den angeregten halben romzug selbst ercleret, gestalt, das es 10.000 zu fuß und 2.000 zu roß sein sollen, welchs demselben anschlag nach uns zu unserm halb theil in itziger begerter hilf ydes monats 216 fl. fur 2 man zu roß und 49 man zu fuß1 ertragen thet, dan derselbig anschlag uns in allem oder gar nur 3 zu roß und [99] man zu fuß uffleget, und dan wir mit euch eins gleichen bedenckens, das nemlich (wywol wir vil außgebens nit notturftig) nit allein vergeblich, sonder bey beden der röm. ksl. und kgl. Mtt., unsern allergnedigsten hern, uns zu hochsten ungnaden dinstlich, darzu bey andern stenden fast verwißlich sein wurde, so wir uns des orts von inen auß angeregter hilf sonderten, besonder, dieweil es nit ein so hohe suma (wy ir selbst schreibet) ertragen thut, so ist unser will und bevelch, das ir bey andern erbarn, der protestacion unverwandten stedten in sollichem ungesondert pleibet und in massen, wy derselben botschaften mit inen den vorgemelten halben theil des romzugs zu der begerten eylenden hilf in unserm namen bewilliget, a doch wöllet daneben, sovil möglich, in andere wege der erleichterung halben zu handeln, vleis furwenden–a.

Wue aber die gemelt hilf weiters als uff den anschlag, zu Regenspurg im 32. jar publicirt und ausgeschrieben, dessen 40.000 zu fuß und 8.000 zu roß under dem schein des romzugs zu Worms bewilliget, wolt gedeut und verstanden werden, das uns zum halben theil yedes monats 432 fl. fur 3 zu roß und 98 man zu fuß ertragen thet, so wollet darein weiters nit bewilligen, dan sovil ir, dy sonderung von andern stetten zu verhutten, nit umbgen möget, aber daneben supplicirn, protestiren und handeln, wy ir dessen hievor unsere instruction empfangen und mit dem besten fugen zu thun und auszurichten wol wisset, uff das wir uns, so unser unvermoglickait wegen etwes hinderstellig plieb, dester fugliger haben zu entschuldigen, dan dieweil solliche hilf uff gelt gestelt, wurdt sonder zweifel auß der finanz ein groß uffmerckens gehalten, wy von ydem, sonderlich den erbarn stedten erleget, und nichts unerörtert durgeschlaift [sic!] mogen werden. Geben duerßtags, den 14. Julij anno etc. 412.

Anmerkungen

1
 Laut Wormser Matrikel hatte Speyer zum ganzen Romzug 3 Reiter und 69 Mann zu Fuß zu stellen, vgl. Schmauß/Senckenberg, Neue und vollständigere Sammlung, T. II, S. 221. Vgl. dagegen RTA JR Bd. II, Nr. 56, S. 441: 3 Reiter und 99 Fußsoldaten. Demnach beruhen die Angaben des vorliegenden Textes zum Speyerer Kontingent zu Fuß auf einem Irrtum.
a
–a Nachgetr.
2
 Vgl. Bgm. und Rat von Speyer an Friedrich Meurer und Adam von Berstein, Speyer, 1541 Juli 4, Speyer StadtA, 1 A Nr. 237, unfol. (Reinkonz.): Haben Meurers Schreiben an den Speyerer Stadtschreiber vom 24. Juni zur Kenntnis genommen. Freuen sich über die Einigkeit der Reichsstädte. Danken ihnen für ihre im Interesse der Stadt Speyer aufgewandte Mühe. Gott gebe, dass sie bis zum Ende des Reichstages gesund bleiben und fröhlich wieder heimkehren. Auf Antrag des Stadtschreibers haben sie ihnen am 24. Juni 80 Sonnenkronen als Zehrgeld überweisen lassen. Ermächtigung, notfalls zusätzlich Kredit aufzunehmen. Wollen keine Kosten scheuen, um sie mit genügend Zehrgeld zu versorgen. Und ist daruff unser freuntlich bit, ir wollet euch der obligenden mhue und verlengerung des tags nit beschweren, in solchem uns und gemainer stadt Speyer, so auch eur vatterland, zu erhen und wolfart gedult haben und das beste thun, wy unser vertrauen. Sollen sich mit aller Kraft einsetzen. Werden dies ihnen und den Ihrigen nicht vergessen. Geben Montags Udalricj anno etc. 41. Vgl. auch den undatierten Zettel zu einem Brief ders. an dies., ebd.: Unerlaubte Reise des Stadtkämmerers nach Venedig. Sollen ihre schriftliche Beschwerde darüber dem Bf. von Speyer zustellen und seine Antwort sowie ihr Gutachten, wie sie mit dem Kämmerer nach seiner Rückkehr verfahren sollen, mitteilen. Haben für sie 80 Sonnenkronen Zehrgeld angewiesen, die ihnen die Fugger in Regensburg auszahlen sollen. Wenn dies noch nicht geschehen ist, sollen sie es eilends mitteilen. Wollen sie an Geld keinen Mangel leiden lassen. So solt ir euch selbst auch der deurung wegen gar kein feel oder abbruch widerfaren lassen. Datum ut in litteris.