Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 71r–73v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 73v: C[onrad] Zwick, praesentatum 5. May anno 1541. Nr. 22 .

Am 21. diß monats hab ich euerer W. by ainem von Uberlingen geschriben1, waß nun biß uff berurten tag gehandlet, werden ir jungsten und anderen minen schriben vernommen haben. Nun sind an obbemeltem tag die dry verordnete zum gesprech sampt allen anderen gelerten fur die protestierenden beschickt und inen die mainung, davon in nechstem minem schriben anzaigung beschechen, furgehalten worden, daruff sy nach gehaptem bedacht ain latinische schrift ubergeben und darin ernstlich gebetten, sy disser verordnung gnedigklich zu erlassen. Wo aber solchs nit möglich, by ksl. Mt. so vil zu vermögen, das ir Mt. etlich presidenten, rät und zuhörer, die deren sachen gemeß und verstendig syent, zu sollichem gesprech verordnen welle. Daruff sich die stend underredt und, ob sollichs an die ksl. Mt. zu gelangen sye oder nit, wol anderthalben tag gezancket (wie dann layder der bruch ist, das man etwa glich in dem geringsten am maisten zit verzert). Zwuschent dem sind die sechs verordneten zu ksl. Mt. erforderet, die hat inen anzaigen lassen, worum sy zu sollichen sachen verordnet und das sy in disser hochwichtigen handlung nichts anders dann Gottes eer und dutscher nation nutz und wolfart ansehen wellend. Uff das habent gedachte verordnete, doch jede parthy fur sich selbs eben das, wie oben angeregkt, begert und die ksl. Mt. sich gnedigst erpotten, den sachen nachzugedencken.

Am 24. Aprill hat Hessenn den stenden anzaigen lassen, wie sin fstl. Gn. vernommen, wo die stend unsers thails Pfgf. Friderichen zu ainem presidenten lyden und ksl. Mt. darum ansuchen, wurde es nit mangel haben, und alsdann wurde Pfgf. Friderich die verordnung der rät und zuhörer ouch wol wissen zu furderen. Es hat aber die stend nit fur gut ansehen wellen, die ksl. Mt. umb den pfaltzgraffen zu bitten, dann man besorgt, das diß ansuchen nit on ursach beschechen sye. Aber durch Hessen hat man glichwol widerumb anzaigen lassen, wo Pfgf. Friderich von der ksl. Mt. verordnet werde, das es dissen stenden nit entgegen sye. Hieruff sind zu presidenten verordnet Pfgf. Friderichen und siner Mt. cantzler, der H. von Granuelh, und dan zu gezugen uff jhenem tail den Gf. von Manderschydt, cölnischen rat, item, den mentzischen cantzler und Pfgf. Ludwigs cantzler, uff unserm tail den sechsischen und hessischen cantzler und H. Jacob Sturmen von Strasburg. Disse personen habent hutt morgens, den 26. Aprilis, die sach angefangen. Man versiecht sich aber kainer furtreglichen handlung, ursach, das ksl. Mt. alle sachen mit des bapst legaten beratschlagen muß.

In allen anderen gemainen sachen wirt gar nichts gehandlet, vilicht us sonderer gottesstraff, wann mittlerzit der Turgk inbreche, das man dann in gegenwirtiger not unbedechtlich und also on frucht helfen musse.

Es ist vergangener tagen ouch von etlichen fursten gesagt worden, das der munich2, so Offenn innhat, von den sinen in ainer uffrur gefangen und die ksl. [sic!] Mt. Offen ingenommen habe, aber der ksl. Mt. ist derhalben biß uff hutt dato kain schriben zukummen. Vil knecht werdent angenommen und hinabgeschickt. So kumment etliche ernstliche schriben fur und fur, das der Turgk sampt sinem son aigner person im anzug sin solle. Dogegen wirt jetz gesagt, er ziehe widerum hinder sich, dann die Asier syent im in sin land gefallen. Vil sorgent, man welle zu spat gluben. Gott verlyhe allen oberkaiten und menschen, sonderlich euerer W., zu erkennen die rechten ursach disser und aller anderer beschwerlichen gottesstraffen, und dann hertz, willen und begird, dieselben ursachen abzustellen, damit ir und uwere underthonen, ouch deren kinder und nachkummen vor disser erschrockenlichen trubseligkaiten behutend werdent. Daruff soltent nunme alle oberen mit höchstem fliß sehen und arbaiten, dann daran ist je unser aller zitlichs und selichs hayl gelegen. Gott gebe uch ware und lebendige erkantnus. Amen.

Der Bf. von Lundo ist ankummen, [ytem?], ain hungerische bottschaft, darunder der furnempst ain barfussermunich ist3. Disse sind noch nit verhördt. Von kgl. Mt., wann die kumme, hat man noch nichts gewisses.

Die gesandten sind von Hg. Ulrichen noch nit widerum kummen. Man ist aber iren teglich gewertig. Von deren von Frowenfeld wegen hab ich ain supplication uberantwurt. Wann aber antwurt daruff volgen werd, mag ich nit wissen. Es gat alles langsam zu und sind der gescheft vil, so hat ouch ainer mehr furderung dann der ander. Ich will aber, sovil sich gepurt, sollicitieren.Beschwerde der Stadt Giengen über württembergische Übergriffe.

Am 21. Aprilis sind widerum brief kummen vom Kf. zu Sachssenn, das die garden sich sterckent und der fiscal wider sin kfl. Gn. abermals procedier. Das hat man glich bald ksl. Mt. angezaigt und von ir Mt. antwurt empfangen. Erstlich der knechten halb hab ir Mt. kain wissen und gedenck mandaten ußgeen zu lassen, ouch derwegen mit gemainen stenden des rychs zu handlen. Zum anderen hab ir Mt. die sachen am camergericht dermassen verschafft, das ir Mt. sich versehe, es solle irem bevelch gelebt werden. Sovil dann Goßlar betreffe, habe ir Mt. allgeraidt ainen commissarium gen Goßlar und Brunschwyg verordnet, sich aller sachen zu erkundigen und ir Mt. mit bestendigem grund zu berichten4. Es schribent der Kf. zu Sachssen, Hessen und Luther, ouch Hg. Hainrich von Brunschwyg noch immerdo ungeschickte und schmechliche bucher widerainanderen, an denen verstendig lut wenig gefallen habent. Sy sind lang und verdrießlich zu lesen. Derhalben ich, dieselben euerer W. zu schicken, underlassen hab.

Der stattschriber von Uberlingen ist disser tagen ouch herkummen. Ksl. Mt. ist jetz mit den Ff. von Payer und Brunschwyg in das Payerland geritten, daselbs etliche tag uff dem geyaigt und sunst zu kurtzwylen. Ainbeck halb kan ich noch nichts erfaren. Die doppelanlag stadt noch in ruw, biß man siecht, wie sich die sachen anschicken werdent.

Wie diß alles hutt abents nach essens geschriben hab, werdent mir uwere brief geantwurtet. Diewyl aber disser pott von Lindow morgen fru hinwegwill, hab ich dißmals nichts mehr ußrichten kunden, dann das ich die brief geleßen und will mich derselben höchstes fliß halten, ouch by nachster bottschaft daruff antwurten. [...]. Datum Regenspurg am 26. tag Aprilis im 41. jar5.

Anmerkungen

1
 Vgl. Anm. 1 zu Nr. 585.
2
 Georg Martinuzzi, Bf. von Großwardein und Schatzmeister Kg. Johanns von Ungarn.
3
 Franjo Frankopan (Franciscus de Frangipanibus), Ebf. von Kalocsa/Kollotschau und Bf. von Erlau.
4
 Zur ksl. Kommission für Christoph von Seiseneck vgl. Anm. 6 zu Nr. 580.
5
 Konrad Zwick an Bgm. und Rat von Konstanz, Regensburg, 1541 April 30, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 74r–75v (Ausf.): Euerer W. schriben, des datum, den 20. Aprilis, hab ich am achten tag darnach empfangen und darin erstlich mit hertzlicher fröd vernommen, das euere W. mir uber vorige mine instruction so ernstlich bevilcht, von euer confession und göttlicher leer nit abzuwichen, mit angehencktem trost und hoffnung, Gott werde uch wol erretten etc. Nun sollend je, mine hern, uch entlich und gewisslich versehen, das ich mich hierin uwers bevelchs, diewyl derselbig göttlich, erlich und christenlich ist, von gantzem hertzen halten und mit höchstem fliß nachkhommen will, dermassen das, wo sich die sachen also zutragen soltent, menigklich hierinnen ainen ernst, fliß und truw, ob Gott will, sehen und erfaren soll. Der barmhertzig Gott, der uch sin wort uß gnaden gegeben und by demselben durch mancherlay gefhar wunderbarlich erhalten hat, der stercke in uch sin erkantnus, das ir siner guthaten und wunderwerck, die er uwer statt vilfeltig bewyßen, nit vergessent. Daran hanget alain alle wolfart. Zum anderen, wyland Gerold Vogts seligen testaments und kgl. Mt. mandats halben will ich on verzug rats pflegen und euerer W. alsdann antwurt wissen lassen. Es sind die verstendigen und rechtsgelerten fur und fur mit gescheften und dann ich mit schriben und sunst beladen, das mir in dissen zwayen tagen, syther euere schriben mir zukommen, nit möglich gweßen ist, die sachen ußzurichten. Rechtfertigungssache des Jakob Bruwen. Die sachen standent hie noch wie in jungstem minem schriben angezaigt. Die verordneten zum gesprech gangen zusamen. Man hat sy aber, wie ich vernim, gebetten, die sachen in stille zu halten. Das geschiecht, wie ich gedenck, alain von den unseren, dann von H. Jacob Sturmen und Butzern hab ich noch kain wort gehördt. Beschwerden der Stadt Weil gegen Hg. Ulrich von Württemberg und der Stadt Ulm gegen den H. von Stadion. So habent Sachssen und Hessenn gesterigs tags verlesen lassen die urgychten der mordtbrenner, deren noch by leben enthalten werden, die aber alle uff Hg. Hainrichen von Brunschwyg und sine amptlut lutent. Hieruber hat man ainen ußschutz von rechtsgelerten verordnet, die sachen uber etlich vorig verfasste ratschleg ferrer zu bedencken, sunderlich, waß by ksl. Mt. derhalben zu begeren sin welle. Etliche der mordtbrenner habent ouch uff den bapst und andere gaistliche fursten bekannt. [...]. Datum am letsten Aprilis im 41. jar. Vgl. dazu Anm. 5 zu Nr. 565und Bgm. und Rat von Konstanz an Konrad Zwick, [Konstanz], 1541 Mai 11, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 82r–85v, hier fol. 84r: [...]. Wie sunst die sachen uff dem richstag standen, haben wir durch die zwey letsten uwere schriben, deren das ain 26., das ander am letsten Aprilis geben sind, vermerckt. Und mussent also die sachen Gott bevelhen und bitten, das er die zu merung sines lobs und christenlicher religion ußfure, ouch uns in sinen wegen laite. [...].