Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nürnberg StA, E-Akten 126, unfol. (Ausf.).

Welchermassen die handlungen hie gestalt, das haben eure W. numer on zweifel auß dem schreiben bei Anthonj Korben nach lengs vernomen. Aber daneben will ich eurer W. nit verhalten, das gestern abends mein gnädiger herr, der landgraf, mich neben andern stenden umb 6 uhr nach dem nachtessen in die sechssischen herbrig erfordern lassen, aber ehe dieselbig stund kumen, mir das widerumb lassen abkunden und dise stund biß heut zu 7 uhr erstreckt. Als nun ich sampt den stenden unsers theils ufm hauß erschinen, haben irer fstl. Gn. cantzler und Allexander von der Thann erstlich ir fstl. Gn., das dieselbig aigner person nit erschinen, entschuldigt und daneben verner vermeldet, das ir gnädiger herr uff gesterige gepflegne handlung und der sachen zu guten, wie dann solchs hievor von den stenden in den handlungen auch fur gut angesehen, nit underlassen, sich aigner person zu Hg. Friderichen zu verfugen und mit demselben diser handlung halb allerlei zu reden und zu pitten, das ir fstl. Gn. bey der ksl. Mt. so vill furdern wolten, einen verstendigen, geschickten und gelerten presidenten zu verordnen, damit diser zwispalt zu christlicher vergleichung und ainigkheit gebracht und die ksl. Mt. diser sachen dester bessern grundt und bericht empfahen möchte, zudem, daß auch etliche schidliche personen als zuhorer (wie dann gester begert worden) auch verordent wurden etc.1 

Daruff sich sein fstl. Gn. gantz gnediglich und, solchs bey der ksl. Mt. mit allem vleis zu furdern, erboten etc. Desgleichen het ir gnädiger herr, der landgraf, solche meynung bei dem H. von Grandvella durch etzliche irer fstl. Gn. rete auch anpringen lassen, der sich dann gleichermassen wie Pfgf. Friderich gutwillig und, die sach muglichs vleis zu furdern, vernemen lassen. Darauf und uff solchs anregen were hochgedachter ir gnädiger herr gestern abends aigner person zu der ksl. Mt. erfordert worden, und zwischen derselben irer Mt. und ime, dem landgrafen, diser sachen halb sich allerlei reden verloffen, und het daneben ir fstl. Gn. ad partem so vil vermerckt, wo die stende unsers theils ir ksl. Mt., Pfgf. Friderichen zu einem presidenten zu verordnen, pitlich anlangen wurden, das ir Mt. gnedigst geneigt sein wurden, denselbena zu presidirn. Solchs alles het ir gnädiger herr, der landtgraf, den stenden unangezeigt nit lassen wöllen und, ob wir Pfgf. Friderichen zu einem presidenten leiden möchten oder nit, in dem der stende gemut zu wissen begert.

Wiewol nun die stende yetzgemelt Pfgf. Friderichen zu einen presidenten gantz wol leiden mugen, so ist doch bei innen auß allerlei ersachen [sic!] fur beschwerlich angesehen, das man bei der ksl. Mt. schriftlichen oder mundtlichen pitlichen ansuche. Dann solt das geschehen, wurde der gegentheil on zweifel auch nit underlassen, umb einen president zu baten [sic!] und möcht also Pfgf. Friderich von den papisten verdacht werden, also zuletst auß solchem pitten mer verhinderung dann furdrung ervolgen mochte. Darumb und nach allerlei hin und wider verloffen reden im ende fur gut bedacht, das die stende unsers theils den landgrafen pitlichen ersuchen solten, daß sich ir fstl. Gn. nit beschweren und der ksl. Mt. mundtlichen anzeigen wolt, nachdem sein fstl. Gn. verstanden, das ir ksl. Mt. gewillt, Pfgf. Friderichen zu presidirn, so het er, solchs den stenden seiner religion anzuzeigen, nit underlassen, bei denen er auch so vil befunden, daß sie alle disen Pfgf. Friderichen zu ainem presidenten wol leiden möchten etc., das wolt er also irer Mt. unverhalten nit lassen etc. Als nun die landgrafischen rete solchs an ir fstl. Gn. gebracht, hat er, der landgraf, dises merer ime auch gevallen lassen und sich daneben gantz gnediglich erboten, dise pirde uff sich zu nemen und solchs also durch sich selbs oder in ander wege der ksl. Mt. anzuzeigen.

So nun gemelter Pfgf. Friderichen verordent wurdet, hat man so vil berichts, das sich ir fstl. Gn., solchs allein zu thun, auß ursachen, daß ir fstl. Gn. des lateins nit verstendig, beschweren wyrdet und darumb die ksl. Mt. pitten, ime etzliche ire rete, die diser sachen verstendig, zuzeordnen. Darauf wyrdet nun die ksl. Mt. nit zu umbgeen ursachen haben, ime etzliche zuzegeben; und wie wir unsers theils vertreulich befinden, so wurdet ir ksl. Mt. den Bf. von Lunda, den H. von Granvella, den von der Prait [= de Praet] und Dr. Navesen und dann von yedem theil zwo personen verordnen. Zu dem allem so hat die ksl. Mt. gestern die sechs verordenten personen zum gesprech geen hof erfordern und inen durch Dr. Navesen in teutsch anzeigen lossen, ir Mt. het sie, als die ir yetzo alhie fur die verstendigsten, gelert und schidliche personen berumbt worden, zu diser handlung verordent und were irer Mt. bevelch, sie wolten dieselbig dermassen furnemen, damit man zu grundlicher erkundigung der warheit und guter, christlicher vergleichung kumen möchte und darynnen weder ire ksl. Mt., ire herrn noch yehmands anders nicht verschonen oder ansehen, sonder und furnemblich allein Gottes ehr und desselben wort und cristliche rue, gemainen friden und ainigkeit bedencken etc.

Darauf nun yede parthei diser verordenten der ksl. Mt. ir erbieten und, das sie an inen nichts erwinden lassen wolten, nemblich die papisten in teutsch und Phillips Melanchton lateinisch, gleichwol gesondert, angetzeigt. Aber die papisten haben dise sondrung erstlich angefangen. Uff solchs hat sie die ksl. Mt. widerumb abtretten und inen dabei anzeigen lassen, so ein president verordent wurde, wolt sie ir ksl. Mt. widerumb erfordern und dise sach furnemen lassen etc.

Das alles wolt ich eurer W., meinen gunstigen hern, denen ich mich hiemit befelhen thun, nit verhalten2. Datum Regenspurg, Sambstags, den 23. Aprills anno etc. 41, 2 stund vor nachts.

Anmerkungen

1
 Vgl. Clemens Volkamer und Sebald Haller an Bgm. und Rat von Nürnberg, Regensburg, 1541 April 22, Nürnberg StA, E-Akten 126, unfol. (Ausf.): Wollen den ihnen am Mittwoch zugegangenen Anweisungen des Rates Folge leisten. Mitlerzeit ist nichts sonders bei den reichsstenden gehandelt, dann Mitwuchs [1541 April 20] nach vesperzeit hat Pfgf. Friderich dem landgrafen ansagen lassen, er hette von der ksl. Mt. bevelch, ime und seinen zugewandten allerlei uffs kurtzeste anzuzeigen. So es nun ime, dem landgrafen, gefellig, wolt er zu ime in sein herberg kumen etc. Als nun der landgraf die potscheft und gesanten unsers theils erfordern lossen, ist Hg. Friderich sampt Dr. Navesen alda erschinen und anzeigt, das die ksl. Mt. uff die vor ubergeben handlung etzliche schidliche, gelerte personen verordent, die er von der ksl. Mt. wegen unserm theil schriftlich zustellen wolte, wie dann beschehen und eure W. auß beyligender copi [Nr. 93], mit F. betzeichent, zu vernemen haben. Und wiewol der landgraf mit seinen zugewandten bedacht begert und sich darauf underreden wollen, hat doch er, Hg. Friderich, darauf nit verzeihen wollen, sonder gemeldet, er hette bevelch, dise schriften zu ubergeben und diser zeit keiner antworten zu erwarten. Darauf nun dise zwen tag durch die potschaften und stende unsers theils vil und noch lengs disputirt und geratschlagt, ob man bei der ksl. Mt. umb etzliche mer personen als zuhörer anregung thun oder ob notarien von der ksl. Mt. zu diser sachen und dann einen vernunftigen und statlichen presidenten begern solt. Darauf aber in ende die verordenten theologi unsers theils erfordert und ine der ksl. Mt. furschlag und, welchermassen sie zu vergleichung der strittigen religion articul neben andern verordent, anzeigt worden, derhalben sie dan, wie und welchergestalt solche handlung anzufahen und wes hierynnen ir gemut und beschwernus, den stenden unsers theils supplicationsweiß in latenischer sprach widerumb uberantwurt, wie eure W. beiligend mit G. vernemen werden. Wiewol aber derwegen allerlei disputationes eingefellen, ob solche irer der theologi bedencken und supplication der ksl. Mt. eroffent oder behendigt werden solt, so ist doch im ende dahin geschlossen worden, die sachen dergestalt zu handeln und solchs an die ksl. Mt. schriftlich zu pringen, wie beiligende copi mit H. [Nr. 94] ausweist, welche auch also nochmittags Hg. Friderichen Pfgf. durch die verordenten, als saxisch, wirtenbergisch und straßburgisch, uberantwurt worden. Datum Regenspurg, Freitags, den 22. Aprilis anno etc. 41, zwei stund vor nachts. [PS:] Verhandlung mit dem Bf. von Brixen über die von Nürnberg bewilligte Lieferung von 100 Zentnern Pulver an Kg. Ferdinand und deren Bezahlung. Datum Regensburg am 22. tag Aprilis zwue stundt vor nachts anno etc. im 41. Zu den Bemühungen Kg. Ferdinands um Pulverlieferungen bei einzelnen Reichsständen vgl. Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Konrad Hel an die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 April 18, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); Kg. Ferdinand an Bf. Christoph von Brixen, Wien, 1541 April 24, Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 133, Nr. 1, Lit. K, S. 120–123 (Ausf.); ders. an dens., Wien, 1541 April 27, ebd. S. 104–107 (Ausf.) und ders. an Bgm. und Rat von Nürnberg, Wien, 1541 April 24, Nürnberg StA, B-Laden Akten S I L 205 Nr. 1, unfol. (Ausf.).
a
 Danach gestr.: zu verordnen.
2
 Vgl. Sebald Haller an Bgm. und Rat von Nürnberg, Regensburg, 1541 April 25, Nürnberg StA, E-Akten 126, unfol. (Ausf.): Was mein gnädiger herr, der landgraf, bei Hg. Friderichen aigner person der presidenten und zuhorer halb, auch durch seiner fstl. Gn. rete bey dem H. Granuella und was ir fstl. Gn. bey der ksl. Mt. uff dero erfordern gehandelt und handeln lassen und wes fur vermuttung der zugeordenten personen als des presidenten und zuhorer halb verhanden gewesen, das haben eure W. auß dem schreiben bei dem Heintzle poten an zweifel nach lengs vernomen. Und will darauf eurer W. verner nit verhalten, das sich solchs, wiewol es (wie ich vernomen) uff anderen personen gestunden, verendert und die ksl. Mt. Hg. Friderichen zu einem presidenten verordent und ime allein den H. von Granuella zugeben; desgleichen hat ir Mt. von yedem theil drey personen als zuhorer, nemblichen von den papisten den menntzischen hofmeister Eberhart Ruden, von wegen des Bf. von Colln den von Mannderschid und dann von wegen des Kf. Pfgf. Ludwigen irer kfl. Gn. cantzler, von unserm theil den saxischen und hessischen cantzler und von den stetten H. Jacoben Sturmen von Strasburg verordent und benennd; und seien alberaid die stuben uff der wage zugericht und die bestimpten personen uff morgen [1541 April 26] zu acht uhren beschiden, die sachen anzufahen. Got der herr geb sein gnad, das es zu erkanntnus der warheit, Gottes ehre und lob, auch gemeiner teutscher nation zu gutem, fride und ainigkeit gereiche etc. Der Kaiser wird morgen zur Jagd nach Straubing abreisen und vor Samstag [1541 April 30] nicht zurückkehren. Gestern Abend ist Mgf. Georg von Brandenburg angekommen. Mgf. Albrecht, der jetzt krank sein soll, soll in 14 Tagen nachkommen. Datum Regenspurgk, Montags, den 25. Aprillis anno etc. 41, 3 stund nach mittag.