Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Berlin GStAPK, I HA Rep. 10 Nr. B 2 Fasz. I, fol. 1r–3v (Kop.).

Als verruckter tage euer ksl. Mt. ein supplication oder klagschrift des cartheusers vor meiner stadt Franckfurt an der Oder an mich gelangen und uff solch klag bericht von mir begeren lassen, daruff auch bemelter cartheuser etlich vil mhal gantz ungestumig, wie ich bericht, bey euer ksl. Mt. antworth gesucht, will euer ksl. Mt. gnedigstem begern nach ich in underthenigkeit zu ableinung solcher vormeinten klag volgenden bericht nicht verhalten. Und anfenglich, weil diese sach mit dem cartheuser, davon ime woll bewust, in vortrege gefast und gnugsam abgelegt ist, das er seines klagens nit ursach, vil weniger fueg oder recht hab, het ich mich nit versehen, das er denselben vortregen und bewilligungen zuwider ichts weitters also klagweiß bey euern ksl. Mt. oder ymand anders het suchen sollen, sunder meins erachtens wolt ime geburen, dieselb vortreg zu halten und daraus frevelich und vorgeslich nit zu schreiten oder neu klagen zu erwecken. Do es aber beschehen und ich aus seiner klagschrift vormerck, das er, bey euer ksl. Mt. mit ungrund mich zu vorungelimpfen, understanden, hab ich kein scheu, euern ksl. Mt. und yderman, do es vonnotten, davon gruntlichen und bestendigen bericht zu thun, zuvorsichtig, euer ksl. Mt. daraus ersehen und gnedigst ermessen werden, das der cartheuser seins klagens unbefugt ist und weinig grunds hat, werden sich auch deshalber uber mich nit bewegen lassen.

Und erstlich (on rhum zu schreiben) nach absterben meins lieben herrn und vaters seliger und loblicher gedechtnus und also forth in zeit meiner regierung, wie es auch heutigs tags in meinem land und churfurstumb an offenbarer that dermassen augenscheinlich befunden wirdet, hab ich alle geistlickeit, sovil deren des orts allerley ordens vorhanden, bey iren gerechtigkeitten, altherkommen und freyheiten, do es gleich mit meiner landstend vordrieß und unwillen beschehen, nit allein geschutzt, verteidingt und gehandhabt, wie auch ausserhalb dieses mutwilligen cartheusers sich derselben geistlichen keiner mit einicher klag oder unbillichen beschwerung yemals vernemen lassen, sondern derer vill mit mehererm, stadtlichern einkomen und freyheitten begnadet und begabt, und sonderlich diesen kleger und cartheuser bey seiner religion und ceremonien ungeirret bleiben lassen. Des aber ungeachtet und aller erzeigten gnad und gutthat unbedacht, hat derselbig prior aus sonderm trotz und mutwillen alles ungehorsams und widerwertickeit vor allen andern geistlichen in meinem lande sich gein mir understanden, auch in dem, do alle geistliche in klostern und stiften ydem regierenden churfursten mit etlichen ablagern und dienstpflichten verhaft, die auch von inen unweigerlich geleistet werden, sich alleweg widersetzig gemacht und einmhal, do ich, uff etlich strassenreuber und offentlich landsbeschediger zu streuffen, vorordenet, domit inen kein warnung bescheeg und solch nachstellen in geheim vorholen blieb, hat er einem einigen diener, der des orts zur nacheyl vorordnet, die herberg abgeschlagen und ine verwiesen, dardurch dieselben fridbrecher, rauber und landsbeschediger verseumbt und von abhanden kommen.

Zum andern, weil offentlich am tage und die erfarung an vil ortern geben hat, das die obern und officianten in klestern mit der barschaft und, wes sie an klenodien und kirchengezierden in vorwaltung haben, auch sunst an vorkauffen der klosterholtzung und einkomens an geld an sich bringen, aus den klostern zu weltlichem stande begeben und also die geistlichen gutter boslich und heimlich entwenden, hab ich, wie auch vil andere und fast alle meine benachbarte chur- und fursten geistlich und weltlich gleichfals gethann, die inventierung der geistlichen gutter und kleinodien vorordenet. Do aber der kleger das vermerckt, hat er baldt und ehr solch inventierung an ine kommen, wie ich glaubwirdig bericht worden, des klosters barschaft, ein stadliche suma, heimlich ausserhalb lands gewendet und an dem nit ersetigt gewesen, sondern nach bescheener inventierung hernachmaln etliche mher stucken hinweggebracht, sich auch understanden, on mein vorwissen oder bewilligen etlich des klosters eigenthumblich gutter one noth umb ein geringe suma zu verkeuffen, daraus leicht abzunhemen, das er mit solchem geldt gleich dem andern auch hinweggewolt hat. So hat er sich auch mher dan eins gein meinen rethen und sunst offentlich vornhemen lassen, er erkennet mich vor keinen herrn neque in spiritualibus neque in temporalibus, alles zu sunderer meiner vorachtung, so doch alle desselben klosters gutter in meinem kurfurstenthumb und gebiet gelegen, sich auch meins schutz und schirms freuen und sunst mit aller volge und diensten vorwand sein. Ob nhun uber erzeigte gnad solcher des cartheusers geubter mutwil und ungehorsam, do er oder sein kloster mit keiner neuerung yemals beladen oder ine ichts unbillicherweyß beschwerlichs bejegnet, mich zu geburlichen schmertzen und gein ime in ungnaden nit bewegen solth, laß ich euer ksl. Mt. selbst gnedigst ermessen und bedencken.

Aus den und andern ursachen, die ich nach der lenge zu erzelen euer ksl. Mt. vordrieslich uffzuhalten unterlaß, bin ich bewogen worden, geburlichs einsehens gegen dem cartheuser furzunhemen, nit aber der meynung, wie er in seiner supplication on grund angezogen und furbracht, das ich ine der gutter geweldig entsetzt und dieselben mir unterziehen wolth, sondern weil er sich oftmals beklagt, das er mit dem einkomen das kloster und sein bruder nit erhalten kondt, hab ich ine durch mein rethe gnediger meynung beschickth und volgenden furschlag thun lassen, welchen furschlag ich auch sampt dem ordinario des orts und meiner landschaft nach nodturft mit guttem bedacht erwogen und berathschlaget, das die universiteit dieselben gutter in vorwaltung nhemen solt und ine sampt seinen brudern mit uberflussiger nodturft vorsehen, auch das kloster unterhalten solten. Was aber an solcher vorsehung uberschuß, solth der universiteit bleiben, etlich legenten davon zu besolden, welchs dem cartheuser nit annemblich gewesen, sondern dawider vil trotziger, ungestumer worth vorlauthen lassen. Do ich solch halsstarrickeit vermerckth und vermutlich, das der cartheuser uff fluchtigem fueß stund, bin ich abermaln verursacht, domit von der inventierung nichts verruckt wurde, etlich personen in das kloster zu ordenen mit ufferlegtem bevelch, daruff zu sehen. Es hat aber der cartheuser, ungeachtet bescheener inventierung, auch seiner selbst verpflichteten zusag und der verordenten personen ufsehens, gleichwol etliche inventirte stucken verruckt und an orter seins gefallens ausserhalb landes gewendet und uber das alles mich hin und wider mit ungrund in die leuth gebildet und verungelimpft, dadurch ich letztlich gereitzt und bewogen, den ungehorsamen, unruigen cartheuser seinem frewel zu steuren und in haften zu nhemen, wes an der inventirung noch vorhanden, zu vergewissen, und hab ine ein zeit lang in einem gemach enthalten, die inventirte klosterklenodia bey dem rath zu Franckfurth hinderlegt und mich volgend mit dem prior in ein endlichen vortrag eingelassen, welchen vortrag er in beysein und gegenwarth seiner leiblichen bruder und freuntschaft angenommen, auch mit corperlichem eyde zu halten beteuerth hat.

Diß, allergnedigster kaiser und herr, ist mit kurtz summarie bericht ergangener geschicht mit dem cartheuser und so dan ich von denselben guttern in meinen nutz nichts gewand, sondern uberflussige provision dem cartheuser und seinen brudern, welche nhumals fast alle mit thode abgangen und also desolat worden, verordenet und die ubermaß der universiteit zugeeigent, acht ichs undertheniglich darfur, euere ksl. Mt. werden es selbs nit vor ein unzimblichs, sondern vor ein christlichs und gutigs werck achten, dadurch die jugent zum studio gefurdert und gelerte leuth gemeiner christenheit zuguth erzogen werden, dan, wo der cartheuser den geytz und eigennutz hindansetzet, must er als ein geistlicher und gelerter zu solchem christlichen werck, weil fast allenthalben gelerter und geschickter leuth mangel vorhanden, furdern helfen. Darumb mein underthenigst bith, euer ksl. Mt. wolten diesen meinen gegenbericht stath und glauben geben, sich derwegen mit ungenaden uber mich nit bewegen und den cartheuser von seiner klag zu haltung des bewilligten, angenomen vertrags weisen, darinne ime auch kein einhalt oder verkurtzung beschehen solle. Das wolt ich euer ksl. Mt. irem gnedigsten begern nach in unterricht nicht verhalten und bevilch mich derselben als meinem allergnedigsten herrn in untertheniger, gehorsamer dinstbarkeit. Actum Regenspurg.