Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 409r–414v (Kop.).

B  koll. München HStA, Kasten blau 271/1, fol. 220r–223v (Kop.); AV fol. 220r: 29. tag Julij.

C  koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 434r–437v (Kop.); AV fol. 434r: Vorgelesen am 29. Julij 1541.

D  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 140, fol. 434r–437r (Kop.); ÜS fol. 434r: Des konigs antwort den stenden gegeben.

Die röm. kgl. Mt. hat Kff., Ff. und gemainer stend schriftlich antwurt [Nr. 204], auch gehorsam bewilligung, bedengkhen und bitt der beharrlichen thurckhenhilf halber, der röm. ksl. Mt. ubergeben, nach lengs verstanden und nemen ir kgl. Mt. ires tails solhs von gemainen stenden zu sonder dangkhnemen gefallen an, achten auch, das mit sollicher der stend bewilligten hilf der 20.000 zu fueß und 4.000 geruster pferdt, auf drey jar lang ze underhalten, gegen gemainem erbfeind der christenhait nit wenig außgericht, auch sonderlich auf solhen trostlichen anfang andern christlichen potentaten und furnemblich irer kgl. Mt. kunigreichen und erblanden nicht geringe ursach, raitzung und naigung gegeben werde, sich auch zu stattlichem mitleiden, hilf und beystandt dest begierlicher einzelassen, dan, wo sy dieselb in disem faal nit vor inen zu trost sehen, truegen ir Mt. fursorg, das sy sich zu der gegenwör ze unvermuglich erkennten.

Sovil aber der Kff., Ff. und gemainer stend antwurt die röm. kgl. Mt., derselben kunigreich und erbland beruert, befinden ir kgl. Mt. solh der stend antwurt auf sollich beschwerlich weeg gestellt, wo es dabey bleiben (des sich doch ir kgl. Mt. aus nachvolgenden ursachen nicht versehen), das sollich notwendig, beharrlich hilf zu kainer wurcklichen volziehung khomen und sich darauf wenig verlassen werden möcht, angesehen, das ir kgl. Mt., auch derselben kunigreichen und landen, sollichen last zu ertragen, unmuglich.

Dann als von irer kgl. Mt. begert wirdet, mitsambt der kgl. Wd. zu Poln und den Walachen 30.000 leichter pferdt neben der armada und notwendigem geschutz ze underhalten, darauf geben ir kgl. Mt. Kff., Ff. und gemainen stenden freundtlich und gnedigklich zu erkennen, das sich ir kgl. Mt. der kgl. Wd. zu Polln hierin nicht mechtigen mugen, wissen sich auch nit zu getrosten, ob bemelter kgl. Wd. zu Polln gelegenhait sein werd, sich in ainig hilf wider den Turckhen dieser zeit dem fridlichen anstandt, darin sy mit dem Thurckhen steen, zuwider bewegen ze lassen, sonderlich vor und ehe wider den Thurckhen ainich statlich, gewiß und beharrige gegenweer furgenomen und solchs die kgl. Wd. zu Polln also augenscheindlich und im werch spuren und sehen werden. Nichtsweniger sein die kgl. Mt. unbeschwert, mit kgl. Wd. zu Poln alle dienstliche handlung furzenemen und zu versuchen, sein kgl. Wd. zue diesem christenlichen werckh zue bewegen.

So wellen auch die kgl. Mt. Kff. und Ff., auch gemainen stenden nit verhalten, das der Thurckh den jetzigen weyda in der Walachey neulich eingesetzt, der auch sich sein, des Thurckhen, gehorsamb und dienstbarkhait heltet, derhalben er sonder zweifels zu ainicher hilf wider den Thurckhen noch zur zeit mitnichten zu bewegen sein wirdet.

Solten nu die kgl. Mt. solchen beschwerlichen last der 30.000 leichter pferdt neben underhaltung der armada und geschutz allain iren erblichen khunigreichen und landen aufladen und also solch purd ainig tragen muessen, des (wie Kff., Ff. und gemaine stend bey sich selbst weislich zu bedenckhen) in irer Mt. und derselben khunigreichen und land vermugen nicht, möchten auch solchen last nit ertragen und wisten ain solich, auch vil geringere anzal pherdt darin nit aufzebringen. Daneben wisten sich Kff., Ff. und gemaine stend guettermassen zu erinnern, wie hoch und merckhlich an aufrichtung und erhalthung ainer stätlichen armada gelegen und wes damit gegen den Thurckhenn verhoffenlich ausgericht werden, das auch die besatzung solcher armada, wo die der notturft nach statlichen beschehen soll, nicht wol under 10.000 oder 12.000 personen und also nicht on grossen, ansehlichen chosten beschehen mug.

Zudem so ist auch Kff., Ff. und gemainen stenden unverporgen, was ansehlichen grossen geschutz zu ainer solchen ansehelichen und beharlichen expedition vonnötten und was beschwerlicher unchosten daruber lauffen, welcher dann gemainiglich auf den dritten thail des gantzen kriegschostens angeschlagen wirdet, geschwigen des ansehlichen chostens, so zu erhaltung guetter khundtschaft, auch bestellung nottwendiger profant fur so vil volckhs vor der hand sein mueß und auflauffen wurdet, welches alles die röm. kgl. Mt. Kff. und Ff., auch gemainen stenden nicht deshalben, das sy sich sampt iren kunigreichen und landen aller träglicher purde zu entladen gedächte, sonder darumbn anzaigen, damit die stend bey inen selbst bedenckhen und wissen mugen, das ir Mt. mit obbemeltem begern zu hoch beladen und solch auferlegte purd, sonderlich der leichten pferdt halben nicht annemen, tragen noch volziehen mugen.

Dieweil dann Kff., Ff. und gemaine stend numer gnuegsame erinnerung emphangen, welchermassen die Turckhen abermalln mit ansehlicher macht in Hungern khomen und ir furnemen dahin gestellt, davon nicht abzeweichen noch zu setzen, sonder das cristlich kunigreich in ir tyrannische gewaltsam zu zwingen, demnach, wo und sover des hl. reichs teutscher nation und gemainer cristenhait vorsteend, unwiderpringlich nachtail und verderben verhuet werden soll, so erfordert di höchste, eusserist notturft, (wie auch die kgl. Mt. Kff., Ff. und gemaine stende gantz freuntlich und gnediglich ersuecht haben wellen), das sy obbestimbte, beschwerliche conditionen irer kgl. Mt. guetlich ergeben und fallen lassen und ir bewilligung der harrigen hilf on obbestimbte, beschwerliche anheng freystellen und laisten.

Damit aber Kff., Ff. und gemaine stend der kgl. Mt. cristlich zuenaigung, erpietten und gemuet zu disem löblichen und nottwendigen werckh vernemen, so seyn ir kgl. Mt. urpietig und willig, bey iren kunigreichen und getreuen erblanden alle dienstliche handlung gnediglich und unverzuglich furzenemen und sy mit höchstem vleiß ires vermugens dahin zu bewegen, damit sy sich zu befurderung diser cristlichen expedition der beharrigen turckenhilf auch gehorsamblich einlassen, sich zum hochsten angreiffen und, obbemelt notturftig armada und geschutz sampt ainer ansehlichen anzall leichter pferdt, so hoch und weit ir Mt. die bringen mugen, neben irer Mt. ze underhalten, bewilligen, des versehens, die sachen so vil gnediglich zu furdern, das ir Mt. derhalben auf furgenommen tag zu Speyr gueten bericht thuen lassen mugen. Dabey erpietten sich auch kgl. Mt., die profanthandlung auch mit solchem gnedigen vleiß und furderung zu bestellen, damit derhalben auch nicht mangl erscheinen solle. Wellen sich demnach die kgl. Mt. zu Kff., Ff. und gemainen stenden freuntlich und gnediglich versehen, sy werden sich mit solchem irer Mt. erpietten und vorhabenden handlung, auch irer kunigreich und erbland vermugliche hilf, welche irer Mt. achtung nicht ringfueg, sonder ansehlich und erschieslich sein werd, guetlich ersettigen lassen und hierin bedenckhen, ob gleichwol ir Mt. ain merers auf sich nemen und volgends an der volziehung mangel sein sollte, zu was beschwerlichait und zerruttung solches gemainer cristenhait a zu nachtail–a raichen möchte.

Sovil dann der fursten, prelaten und geistlichen guetter, so in kgl. Mt. erblanden gelegen, belangt, wissen sich die kgl. Mt. derhalben des augspurgischen abschids genedigclich zu erinnern. Ir Mt. achten aber, das nach gelegenheit alles wesens gantz beschwerlich furfallen welle, in dieser statlichen, beharlichen thurckhenhilf ain zerthaillung der anschleg bey den landtschaften dieser zeit und eyle furzenemen, dann daraus (wie gemaine stend selbst zu bedenckhen) allerlay verirrung und confusion erfolgen möchte. Demnach wer der kgl. Mt. an gemaine stend freuntliches und genedigs ansinnen, sy wellen inen gefallen lassen, das auf ditzmal und unbegeben des augspurgischen abschids obbemelte fursten, prelaten und gaistlichen in der landtschaften gemainen anschlegen beleiben und gelassen werden. Und damit sy aber wider die gebur nit gedrungen noch mit zwifachen anschlägen (welches kgl. Mt. maynung nit ist) beschwerdt werden, so achten die kgl. Mt., das solchs durch gemainer stend verordenten der neuen anschleg bedacht und verhuet und nemblich, das dieselben fursten, prelaten und gaistlichen allain von den guettern, so sy ausserhalb kgl. Mt. erblanden sonst im reich heben [sic!], belegt und gesteurt werden mochten. Wo aber solich gemainer reichsstend verordenten massigung nit stat haben möcht, so sein ir kgl. Mt. urbuettig und willig, obbestimbter fursten, prelaten und gaistlichen anschleg, sovil sich deren in irer Mt. erblanden betroffen, gemainen stenden an gelt erlegen und volgen ze lassen, welches die kgl. Mt. anderer gestalt noch maynung nit dann allain zu verhuettung obangeregter zerrutlichait und, damit ditz löblich christlich werckh gefurdert werden mug, begeren, wellen auch hinfuran die sachen bey dem augspurgischen abschid gentzlich beleiben lassen, aber dabey dannocht gegen Kff., Ff. und gemainen stenden vermelt haben, wo oftgemelt fursten, prelaten und gaistlichen aus irer Mt. erbland hilf und mitleiden gezogen werden oder irer Mt. derselben angepur erstatten sollen, das der erbland hilf umb so vil geschwächt und geringert wirdet.

Als dann von Kff., Ff. und gemainen stenden begert wirdet, inen die eroberung der land, schloß und flegkhen mit zuguet khomen ze lassen, wellen die kgl. Mt. sollich der stend begern auf diejhenigen land, schloß und flegkhen, so vom Thurckhen erobert wurden und von alter heer nicht zu der chron Hungern gehörig sein, verstanden haben, des auch ir Mt. solhergestalt kain beschwerd tragen.

Und nachdem nun die sachen gemaines erbfeindts, des Thurckhen, halben in sollicher nodt und geferlichait steen, das die kain verzug leiden mugen, so wellen sich ir Mt. zu Kff., Ff. und gemainen stenden freundtlich und gnedigklich versehen, sy werden ditz hochbeschwerlich, gemain obligen notturftigklich bedengkhen und demnach ir bewilligt, härrige hilf, wie obbegert, frey on all condition und anhang bewilligen und zu wurckhlicher volziehung furdern helfen, sich auch der kgl. Mt. hohen erpiettens settigen lassen und in dem allem bedengkhen, das solh furderlich aufrichtung und volnziehung diser beharrlichen hilf nit allain irer Mt. sambt derselben kunigreichen und landen, sonder auch der Kff., Ff. und gemainer stend aller und yeder in sonderhait höchste notturft erfordert. Das begeern die kgl. Mt. gegen Kff., Ff. und gemainen stenden gantz freundtlich und gnedigklich zu erkennen.

Anmerkungen

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 Vgl. zur Datierung auch die Überlieferungen Straßburg AD, 15 J 15, unfol. (Kop.), AV: Actum 29. Julij anno etc. 41 und Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Kop.), AV v. a. Hd.: Freitag, 29. Julij 1541.
a
–a Fehlt in C und D.