Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Aufforderung an Hg. Wilhelm von Bayern zur Zahlung des Augsburger Reichsanschlags in bar oder per Obligation, ablehnende Antwort; [2.] Dringender Geldbedarf zum Unterhalt des ksl. Kriegsvolks, Wiederholung des Ersuchens in Sachen Reichsanschlag gegenüber Hg. Wolfgang; [3.] Bekräftigung des Verlangens.

Augsburg, 28. Juni 1510

München, HStA, KÄA 3137, fol. 176a-177b, Orig. Pap.

Instruction auf unsern lb. getreuen Jacobn von Landau, unsern rate und landvogt in Swaben, was er von unsern wegn handln und ausrichtn sol, wie hernachvolgt.

[1.] Anfenklich sol er sich fuegn zu unserm lb. oehem und F. Wolfgangn, Pfalzgf. bey Rein, Hg. in Obern- und Nidernbairn etc., seiner liebe von erst unsern credenzbrieve1 antbortn, darauf unser gnad und alles gut sagen und darnach erzelen, als was gestalt wir unsern lb. vettern und F. Hg. Wilhelmen zu Bairn und desselbn vormünder hievor mermals und sonderlich durch denselbn von Landau ernstlich angesucht habn, den anslag, so seiner liebe auf dem ytz gehaltin reichstag aufgelegt, wiewol derselb zu zwayen termyn zu bezaln gestellt sey, doch zu furdrung, notturft und underhaltung unsers kriegs und des merklichn volks, so wir im veld habn, ytzo par zu raichen, und so im das ye ytzo par nit müglich noch gelegen wäre, uns doch ain obligation umb die suma solhs seiner liebe anslags zu vertigen, also das er die auf die zeit, wie die durch die stende des Reichs gestimbt und gesetzt ist, gewisslich bezaln. So wollten wir uns bevleissen und weg suechen, das gelt ytzo darauf aufzubringen. Darauf uns aber sein liebe und die vormunder das pargelt ytzo gewägert, auch die obligation, wie wir die begert, verzogn habn, mit solher maynung, als ob sy uns zu unser zuekonft selbs antburt tun oder uns die durch ain potschaft, so sy zu uns vertigen, anzaign wollten etc.

[2.] Dieweil nun unser und unsers kriegs noturft, darauf wir on underlass ain merklich volk im veld haben, ervordert, ain treffenliche suma gelt zu erhaltung desselben unsers velds aufzubringn, dann wo wir unserm kriegsvolk in kürz damit nit helfen sollten, möcht uns abzug und daraus grosse verlust und gevärlicheit zuesteen und begegnen, deshalb wir bedacht haben, bemelten Hg. Wilhelmen als unsern lb. vettern, auch ander, zu denen wir sonder gn. getrauen tragen, solher gestalt anzusuchen, ungezweivelter hoffnung, hilf und fürdrung mit irm anslag bey denselbn vor andren zu erlangen, als wir uns auch noch wol getrösten wollen. So dann solh gelt den verzug und die harr, bis wir selbs gen Münchn oder unsers vetters potschaft, so er zu uns zu schickn vermaint, zu uns komb, nit erleiden mag, aus ursachn, notturften und obligen unsers kriegs, wie wir dann vor durch obgemelten von Landau in unser instruction angezaigt und geworben haben, die er auch Hg. Wolfgangn erzelen und ine der erinndern sol, demnach sol er sein liebe von unsern wegn ernstlich und hoh ersuechn und begern, das sein liebe als Hg. Wilhelms vetter und unter den andrn obrister vormunder von stund an und eylends durch schreiben oder botschaft sovil handln, raten und bestelln wolle, das uns die obligation umb den anslag gevertigt und kainswegs gewägert noch verzogn werde, dieweil uns doch sein liebe solhen anslag auf die bestimbt zeit nach vermögen unser und des Reichs abschid hie zu bezaln schuldig wirdet, deshalben seiner liebe an solher obligation kain nachtail ist, damit wir auf dieselb obligation ytzo practicirn und, als wir hoffen, das pargelt darauf aufzubringen haben. Und das sich sein liebe bey unserm vettern Hg. Wilhelmen und den andrn vormündern dermassen bevleissen wolle, dardurch, so es ye mit dem paren gelt nit müglich ist, doch solher obligation halben nit mangl noch verzug hab und uns in solher gestalt seiner lieb anslag und gelt ytzo zu unsern und des Reichs sachen zu nutz und fürdrung dien, pas und mer dann zu der zeit, so es sein liebe schuldig wirdet. Des alles wollen wir uns genediglich zu unserm oeheim Hg. Wolfgangen versehen und das gegen im, auch unserm lb. vettern Hg. Wilhelmen sambt sein vormündern in allen gnaden, freuntschaft und guetm erkennen. Geben zu Augspurg am 28. tag Junii Ao. etc. decimo, unsers reichs im 25. jarn.

[3.] Nachschrift: Als wir dise instruction gevertigt hettn, haben sich die regentn und vormünder obgedachts unsers lb. vettern erbotn, uns das gelt ainstails obberürts anslags zu geben oder aber sich der obligation halben, wie vorsteet, in 14 tagn negstkonftig mit uns zu vertragen. Dieweil wir aber des gelts ytzo merklichn nottürftig sein, so ist unser ernstlich und vleissig beger, das der gedacht Hg. Wolfgang bey obbemeltm Hg. Wilhelmen und seinen vormündern ernstlich und mit vleiss daransein wolle, das sy uns solhes gelt oder aber ir obligation auf die zeit gewisslich schickn und geben, und das die von Münchn ir insigl auch daran hengen. So verhoffen wir, das gelt darauf aufzubringen.2

Anmerkungen

1
 Ausgestellt in Augsburg am 28. Juni 1510. München, HStA, KÄA 3137, fol. 175, Orig. Pap. m. S. – In den Wochen zuvor hatte Ks. Maximilian bereits drei andere Kredenzschreiben an Hg. Wilhelm von Bayern übersandt, das erste vom 4. Juni 1510, ausgestellt auf Degen Fuchs von Fuchsberg, Hauptmann zu Kufstein, das zweite vom 17. Juni 1510, auf Jakob von Landau lautend, und das dritte vom 22. Juni 1510, ausgestellt auf den ksl. Diener Jobst von Oberweinmar. Degen Fuchs sollte mit dem Hg. über eine (nicht näher bezeichnete) Angelegenheit sprechen, an der dem Ks. merklichen und vil gelegen war, in den beiden anderen Kredenzschreiben ist der Augsburger Reichsanschlag als Gesprächsthema genannt. Ebd., fol. 179, 180, 181, Orig. Pap. m. S. (jew. p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein). In diesen Kontext gehört auch eine am 8. Juni 1510 in Augsburg ausgestellte Instruktion Ks. Maximilians für Degen Fuchs, mit der er diesem Weisungen erteilte, wie er den Augsburger Anschlag Hg. Wilhelms von Bayern und des EB von Salzburg für Kriegsrüstungen verwenden solle. Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15b) 1510 Juni, fol. 23a-24b, Konz.
2
 Mit Schreiben aus Landsberg vom 1. Juli 1510 (montag unser lb. Frauenabend irer haymsuechung) teilte Hg. Wolfgang von Bayern seinem Pflegesohn Hg. Wilhelm und den bei ihm befindlichen Vormündern mit, am Vortag habe, wie aus den beigefügten Abschriften zu ersehen sei, der Landvogt in Schwaben, Jakob von Landau, im Auftrag des Ks. einen Kredenzbrief überbracht und gemäß seiner Instruktion eine Werbung vorgetragen. Weil er (Hg. Wolfgang) darin als erster Vormund vom Ks. aufgefordert werde, bei Hg. Wilhelm zu handeln, demnach tun wir uch des berichtn, habn auch solch irer Mt. begern, als ir selbs versteet, nit waigern mögen. Darin wist ir uch wol zu halten, wo auch not sein will, so uns bemelter landvogt sonders angesonnen hat, ksl. Mt. deshalb unser antburt, wes wir uns miteinander auf solh ir begern entsliessn, furderlich wissen zu lassen, damit wir uns gegn ksl. Mt. deshalb habn unverweislich und gehorsamlich zu haltn. Ob aber eur lieb uns in der antburt selbs vervassen und begreifen lassen wolln, stelln wir in irn willn, doch das uns eur liebe desselbn irs willens berichte, solh unser fursorg bey ksl. Mt. dardurch wissen zu verhütn. München, HStA, KÄA 3137, fol. 173, Orig. Pap. m. S. Am 3. Juli 1510 (mitichn vor Udalrici) antwortete Hg. Wilhelm, er habe am 30. Juni seinen Vormund Johann von der Leiter zum Ks. abgefertigt mit dem Befehl, auf einen schuldbrief geltz halben zu Augspurg aufzubringen. [...] Dardurch wir verhoffen, ir Mt. werde auf dasmal solhs hilfgelts und anleg zufridengestellt und solhs von uns zu gn. dank und gefallen annemen. Ebd., fol. 172, Orig. Pap. m. S.; Ebd.; fol. 174a, Konz. (undat.). – Mit einer undatierten, jedoch wohl um den 5. Juli 1510 ausgestellten Quittung bestätigten Bm. und Rat von Augsburg im Namen des Ks., daß Hg. Wolfgang von Bayern und seine Mitvormünder für Hg. Wilhelm von Bayern 3348 rh. fl. und damit die am 24. Juni 1510 (Johanes waptista) fällige erste Hälfte des Augsburger Reichsanschlags bezahlt hätten. München, HStA, KÄA 3137, fol. 166a, Orig. Pap oder Kop. (das angekündigte Siegel fehlt).