Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Widerstand gegen die Belastung der Freigüter; [2.] Wünsche für die Reform des Reichskammergerichts; [3.] Aufträge in Sachen Erfurt; [4.] Weisungen für die Erlangung der Achtfreiheit; [5.] Übersendung zweier Supplikationen an den Ks.; [6.] Weitere Weisung in Sachen Belastung der Freigüter.

Frankfurt, 5. August 1512

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 42a u. b, Konz.

Hat Hellers Schreiben vom 29. Juli (Nr. 1719) erhalten.

[1.] Und mag sin, das die von Straßpurg mit den burgern, so zu inen ziehen, alleyn anhangen, dan es ist villicht in andern steten wie by uns, das die gutere, so einer zu uns brengt, bliben in furer beswerung. Aber die fry gutere, so die unsern bis anhere fry gehabt haben, oder die fry guter, so frembde zu uns brengen und vormals nit betbar [= steuerpflichtig] oder dinsthaftig gewest sin, von nuwem zu besweren, konnen wir nichts erliden, dan die alleyn dem Rich, als du weist, zu uns zu bete und dinst zusteen sollen, als du hieby in dieser ingeslossen copien unser friheit [liegt nicht vor] under anderm zu vernemen hast.

[2.] Item mit dem camergericht hastu unser meynung in furiger nesten unser getan schrift [Nr. 1718 [1.]] vermerkt, dan wir glauben nit, das den steten assessores von der versamelong gegont werden. Und were wole, das am camergericht keyn sache under hundert fl. wert angenommen wurde, desterminder wurden die stete und erbare personen umbgetrieben; item das der fiscal keyn ander sach furneme, dan was sine fiscalisch sachen usdrucken, und nit, das sie nuwe fiscalische sachen machten; und das eyn eigen richter in den fiscalischen sachen gesetzt wurde, der nit teil oder gemein an demselben gelde hette.

[3.] Item mit den von Erfurt begeren wir, du wellest mit den reden, das sie uns unser dargeliehen 250 fl. bezalten. Wir begeren auch, das du mit etlichen von steten reden wollest, ob sie die von Erfurt auch mit recht furnemen wolten. Dester geneigter wurde villeicht unser gn. H. von Menz, dieselben furderlich zu verhoren.

[4.] Mit dem achtbrief uszubrengen mochten wir die angezeigte summe liden, doch das der mit willen und wissen der Kff. und versamelung usbracht wurde, dan wo das anders usbracht wirdet, ist das camergericht daruf zu geben nit schuldig und were das gelt verloren. Darumb kere dermassen vlys an, dan wir glauben, die Kff. sollen des auch willig sin. Wo das aber mit verwilligung der versamelung nit sin wil, so laß es dismals beruwen.1

[5.] Wir schicken dir sunst zwo supplicacionen dinem begeren nach an ksl. Mt. und befelhen dich domit dem almechtigen Got, in hoffnung, balde wider by uns frolich zu erschynen. Datum dornstags nach vincula Petri Ao. etc. 12.

[6.] Nachschrift: Auch, besunder gut freunt, der gutere halber, so die unsern fry under andern Hftt. haben, werden der unsern lantsidel und hoflude so hart mit diensten und beten beswert, das die unsern an iren pachten mirglich nachlassen müssen. Darumb hab vlys, das an dem von Hftt. nicht erlangt oder solicher artikel, der der unsern fry gutere beswerung brengen mocht, nit gesetzt werde, und solt das etwas kosten, dan es würde uns und den unsern mirglich beswerung brengen, konnen auch dem Rich dest minder dienen. Datum ut in littera.

Anmerkungen

1
 Dazu der Eintrag im Frankfurter Ratschlagungsprotokoll unter dem Datum feria quarta post vincula Petri Ao. etc. 12 [4.8.12]: Item der acht halber, wo solichs privilegium mit verwilligung der Kff. gehen wolle, anzunemen und gelt nit duren lassen uf 300 fl. etc., sunder, wo das nit, beruhen lassen bys uf ein andern reichstag. Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1510-1517, fol. 168a.