Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Nr. 124 HM Friedrich von Sachsen an den Komtur zu Koblenz [Ludwig von Seinsheim] – s.l., 17. Juni 1508

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 108 (Kop., sonnabent nach phingsten).

Bestätigt den Eingang seines Berichts aus Köln vom 24. Mai (mitwoch nach cantate)unter anderem über die beim Ks. ausgerichteten Aufträge.1Er hat es unterlassen, ihm seine Instruktion zuzuschicken, da er ohnehin die Absicht zu einem persönlichen Treffen mit dem Ks. hat, wenn dieser sich in der Rheingegend aufhält. Er, Seinsheim, geht in seinem Bericht davon aus, dass ein neuer Reichstag einberufen wird. Bittet, ihm durch den Überbringer dieses Schreibens mitzuteilen, ob dieser Reichstag tatsächlich stattfindet, wo der Tagungsort sein und wann der Ks. dorthin reisen wird. Wenn es möglich ist, soll er außerdem in Erfahrung bringen, wo der Ks. sich um den 10. August (sanct Laurentien tag)herum voraussichtlich aufhalten wird. Auf Bitte des Deutschmeisters [Hartmann von Stockheim] hat er den Termin für ihre Zusammenkunft auf den 13. August (suntag nach Laurenti)nach Marburg verlegt. Wenn möglich, will er zuvor den Ks. aufsuchen. Er, Seinsheim, soll vorläufig in Koblenz bleiben und sich dann, wie Georg von Eltz auch, zu den Beratungen in Marburg einfinden.2

Nr. 125 HM Friedrich von Sachsen an den Ordensmeister in Livland, Wolter von Plettenberg – [Rochlitz], 6. November 1508

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 135 (Kop.).

Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 472, S. 339f.

[...]. Er beabsichtigt, an dem vom Ks. ausgeschriebenen Reichstag teilzunehmen, falls dieser persönlich dorthin kommt; wenn nicht, wird er Gesandte schicken. Dort will er, wie schon früher angekündigt [Nr. 20], auch die Angelegenheiten des Ordensmeisters zur Sprache bringen.1 [...].

Nr. 126 HM Friedrich von Sachsen an den Gesandten des Ordens an der Kurie, Dr. Johann von Kitzscher – s.l., 3. Januar 1509

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 142 (Kop., mitwochen nach des neuen jars tag).

[…]. Die Situation des Ordens ist unverändert, abgesehen davon, dass der polnische Kg. einen Frieden mit dem Großfürsten von Moskau geschlossen hat und ohne jeden Grund beabsichtigen soll, die Ordenslande anzugreifen. Den ksl. Reichstag konnte er bislang noch nicht besuchen, da er immer wieder verschoben wird. Der Ks. hält sich weiterhin in den Niederlanden auf. Es heißt, dass er nicht vor März abreisen wird. Er hat sich deshalb entschieden, unverzüglich eine Gesandtschaft zum Ks. abzuordnen. […].

Nr. 127 Instruktion HM Friedrichs von Sachsen für den Spittler von Königsberg, Georg Truchseß von Wetzhausen, als Gesandten zu den Regenten in Preußen – [Meißen], kurz nach dem 18. Januar 1509

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 30, pag. 53–56 (undat. Kop.).

[1.] Georg Truchseß kam am 18. Januar (donerstag nach Anthoni)zu ihm nach Meißen, wo er mit seinem Bruder Hg. Georg über die Situation des Ordens beraten hat. Die von diesem mitgeteilten Neuigkeiten waren ihm bereits bekannt. Er wird den Gesandten [Hans] von Köckritz zum polnischen Kg. mit dem Auftrag zurückschicken, für den 18. März (letare)eine Antwort durch eine eigene Gesandtschaft nach Posen (Pozenau)anzukündigen. Hg. Georg wird ebenfalls Gesandte dorthin abordnen. Welche Antwort er geben wird, hat er noch nicht entschieden; er wird den polnischen Kg. jedenfalls auf das fruntlichste wellen ansuchen. Einen eventuellen Vorschlag zu gütlichen Verhandlungen wird er akzeptieren. Er geht auch davon aus, dass sich noch vor diesem Termin der Papst oder der ungarische Kg. in die Angelegenheit einschalten werden.

[2.] Unabhängig davon will er, da sich der Reichstag verzögert, einen Gesandten zum Ks. schicken. Sobald der Reichstag beginnt, wird er sich, was er schon länger beabsichigt, dorthin begeben. Auch lässt er die Freunde des Ordens unter den Kff. und Ff. aufsuchen, was er bisher aus den ihnen bekannten Gründen aufgeschoben hat. […].

Nr. 128 HM Friedrich von Sachsen an den Komtur zu Koblenz, Ludwig von Seinsheim – s.l., 22. Januar 1509

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 150–152 (Kop., montag nach Sebastiani).

[1.] […]. Der Gesandte der preußischen Regenten, Georg Truchseß (Spittler von Königsberg), teilte ihm vor zwei Tagen mit, dass der polnische Kg. einen Frieden mit dem Großfürsten von Moskau geschlossen hat. Der Kg. wolle ihn, den Hochmeister, durch Hans von Köckritz erneut auffordern, sich zu Mittfasten [18.3.] bei ihm in Posen (Pozenau)einzufinden und den [Thorner] Vertrag zu vollziehen. In diesem Sinne werde sich der Kg. auch an die Regenten, Gebietiger und Untertanen des Ordens wenden. Falls er, der Hochmeister, sich weiterhin verweigere, werde der Kg. Preußen mit Krieg überziehen.1

[2.] Er hatte nicht erwartet, dass sich der ksl. Reichstag so lange verzögern würde. Für den Fall, dass der Ks. daran teilnehmen würde, wollte er sich ebenfalls persönlich dort einfinden. Da weitere Verzögerungen der Sache des Ordens schaden, ersucht er ihn, gemäß beiliegender Instruktion2beim Ks. vorstellig zu werden und dann für längere Zeit als Sachwalter des Ordens am ksl. Hof zu bleiben. Er seinerseits wird jetzt Gesandte zu den Freunden des Ordens unter den Kff. und Ff. sowie zum fränkischen Adel schicken. Über die Ergebnisse wird er ihn informieren.

[3.] Laut Bericht [Johann] Kitzschers hat der Kardinal von San Giorgio [Raffaele Riario] das Amt eines Protektors des Deutschen Ordens übernommen; auch der Papst hat sich freundlich geäußert. Er übersendet ihm an die Ebff. von Mainz, Köln und Trier adressierte Kredenzbriefe und eine Instruktion. Da sie nicht weit von ihm entfernt sind, soll er sie ebenfalls aufsuchen. Über die Ergebnisse seiner Mission und die weitere Entwicklung bezüglich des Reichstages soll er Bericht erstatten.

Nr. 129 Instruktion HM Friedrichs von Sachsen für Georg von Eltz als Gesandten zum Ordensmeister in Livland, Wolter von Plettenberg – [ca. 25. Januar 1509]

[1.] Rechtfertigung für die Unterlassung von Hilfsbitten an Ks. und Reich nach dem Scheitern des Tages von Breslau, Absicht zur Teilnahme am Wormser Reichstag; [2.] Absicht zur Teilnahme an einem Tag zu Posen, Informierung möglicher Unterstützer.

Berlin, GStA, OBA, Nr. 19255, fol. 1–3’ (undat. Kop.).

Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 528, S. 375f.

[1.] Der Hochmeister hatte sich während seines Aufenthalts in Sachsen mit dem Rat seiner Brüder [Hgg. Georg und Heinrich von Sachsen] unablässig darum bemüht und auch erwartet, dass auf dem vom Ks. für den 2. April (vorgangen vasten)ausgeschriebenen Tag zu Breslau1gütliche Verhandlungen über die Angelegenheiten des Ordens stattfinden. Warum der Tag nicht zustande kam, hat der Hochmeister ihm schon früher eröffnet. Er wollte den Ks., die Kff. und Ff. oder auch den Adel bislang nicht um Hilfe bitten, da der Ks. selbst in schweren Kämpfen gegen Venedig und den Hg. von Geldern [Karl von Egmond] stand, wofür er die Reichsstände in Anspruch nahm. Auch führte der Ks. Verhandlungen mit Kg. [Wladislaw] von Ungarn, die durch ein solches Ersuchen möglicherweise gefährdet worden wären. Zudem ging der Hochmeister davon aus, mit dem Ks. auf dem nach Worms ausgeschriebenen Reichstag zusammenzutreffen. Der Reichstag wurde jedoch wegen wichtiger Angelegenheiten des Ks. mehrmals verschoben: Dieser führte Verhandlungen über ein Bündnis mit den Kgg. von Frankreich, England und Ungarn sowie mit Hg. Karl von Burgund. Wie dem Hochmeister berichtet wurde, wurde das Bündnis inzwischen zum Zweck der gegenseitigen Hilfe gegen jedwede Feinde geschlossen. Man erwartet deshalb, dass der Reichstag, wie vom Ks. ausgeschrieben [Nr. 50], zur bevorstehenden Fastenzeit stattfinden wird. Der Hochmeister wird daran teilnehmen.

[2.] Dieser hat außerdem vor kurzem erfahren, dass der polnische Kg. einen Frieden mit dem Großfürsten [Wassili] von Moskau geschlossen hat2, ohne gemäß dem bestehenden Bündnis3den Ordensmeister [Wolter von Plettenberg] mit einzuschließen. Außerdem soll er beabsichtigen, ihn für den 18. März (mitfasten)zu einem Tag nach Posen (Pozenau)zu laden.4Der Hochmeister hat beschlossen, ebenfalls Gesandte zum Kg. zu schicken, wenn er dazu aufgefordert wird. Gleiches wird sein Bruder Hg. Georg von Sachsen tun. Falls ihm unter akzeptablen Bedingungen gütliche Verhandlungen angeboten werden, wird er diese nicht abschlagen. Der Hochmeister erwartet auch, dass sich der ungarische Kg. einschalten wird. Für alle Fälle hat er Gesandte zum Ks., zu Kff. und Ff. und auch an den Adel ausgesandt5sowie dem Ordensprotektor in Rom geschrieben.6Über deren Reaktionen wird der Hochmeister den Ordensmeister informieren. Versichert Plettenberg, dass er gegenüber dem Ks. auch seine Angelegenheiten vorbringen wird. [...].7

Nr. 130 HM Friedrich von Sachsen an den Komtur zu Koblenz, Ludwig von Seinsheim – s.l., 1. März 1509

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 165–166 (Kop., eodem die [= dornstag nach invocavit]).

[1.] Bestätigt den Eingang seines Schreibens1mit der Entschuldigung, warum er den Ks. und die Kff. von Mainz, Trier und Köln nicht aufsuchen konnte. Er selbst beabsichtigt nach wie vor, am Reichstag teilzunehmen, wenn der Ks. nach Worms kommt. Die dem Orden nahestehenden Kff. und Ff. wurden inzwischen durch Gesandte über dessen Lage informiert. Es ist deshalb unerlässlich, auch die drei genannten Kff. aufzusuchen. Falls sein schlechter Gesundheitszustand dies nicht erlaubt, soll er ihnen wenigstens die Kredenzbriefe und seine Instruktion zuschicken und sein Ausbleiben schriftlich entschuldigen. Sollte sich der Reichstag weiter verzögern und er nicht zum Ks. reisen können, soll er ihn darüber informieren, damit er ihn durch einen anderen Gesandten ersetzen kann. Falls der Reichstag stattfindet, hat der Bote Befehl, auf seine, Seinsheims, Weisung in Worms eine Herberge zu bestellen.2Er soll sich ebenfalls zum Reichstag verfügen.

Nr. 131 HM Friedrich von Sachsen an den Ordensmeister in Livland, Wolter von Plettenberg – s.l., 28. März 1509

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 170–171 (Kop., mitwochen nach judica).

Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 585, S. 430f.

[1.] [...]. Er hat in seiner Angelegenheit die Freunde des Ordens, darunter auch die Ritterschaft in Franken kontaktiert. Deren einhelliger Rat lautet, an dem vom Ks. ausgeschriebenen, bislang jedoch verschobenen Reichstag teilzunehmen – was er schon längst gern getan hätte. Daselbst wollen sie unser und unsers ordens sache treulich helfen furdern, das wir von gemeynen stenden des Heiligen Reichs mit trostlicher furderung und hulf nit sollen verlasen werden.1

[2.] Der Kg. von Ungarn und Böhmen ließ durch Bf. Hiob von Pomesanien (Riesenburg), der sich anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für dessen Sohn [Kg. Ludwig] in Prag aufhielt, bestellen, dass er Gesandte zum polnischen Kg. schicken werde, um dessen Zustimmung zu gütlichen Unterhandlungen zwischen dem Deutschen Orden und Polen zu erlangen. Falls er erfolgreich sei, werde er bald nach der Osterzeit einen Termin anberaumen. Er selbst wird sich inzwischen weiterhin darum bemühen, den Konflikt mit Polen durch gütliche oder rechtliche Verhandlungen zu beenden. Falls es unterdessen zu einem polnischen Angriff kommen sollte, hat er seinen Ratschlägen folgend die Schlösser und Städte des Ordens in Abwehrbereitschaft versetzt. [...].2

Nr. 132 Antwort HM Friedrichs von Sachsen an Gesandte des Deutschmeisters [Hartmann von Stockheim] – [Rochlitz, 19. April 1509 oder kurz danach]

[1.] Ordenstag in Frankfurt; [2.] Rechtfertigung seiner Politik gegenüber Polen; [3.] Teilnahme am Wormser Reichstag, Vermittlungsverhandlungen mit Polen; [4.] Ansprüche Sebastian Stiebars von Buttenheim an den Deutschen Orden.

Berlin, GStA, OBA 19239, fol. 3–4’ (undat. Kop.).

[1.] Er hat ihrem Vortrag1entnommen, dass der Deutschmeister in Kürze in Frankfurt einen Kapiteltag abhalten wird. Sie, die Gesandten, sollen zweifellos ebenfalls daran teilnehmen. Damit er sie nicht daran hindert, gibt er ihnen folgende Antwort auf ihren Vortrag.

[2.] Der Deutschmeister hat sicherlich seine bisherigen Schreiben gelesen. Daraus konnte er entnehmen, dass er, der Hochmeister, und der Orden nicht leichtfertig in diese gefährliche Situation geraten sind. Vielmehr haben der vorige und der jetzige poln. Kg. [Alexander und Sigismund] sämtliche Vermittlungsangebote zurückgewiesen. Zuletzt trachtete man ihm sogar nach dem Leben. Er ist deshalb, wie auch vom Ordensmeister in Livland [Wolter von Plettenberg] geraten, in seine Heimat zurückgekehrt. Seither bemüht er sich unablässig um eine friedliche Beilegung des Konflikts. Hätte er anders gehandelt und, wie vom Deutschmeister empfohlen, die Politik seiner Amtsvorgänger fortgesetzt, hätte er das Ordensland schließlich an den polnischen Kg. ausliefern müssen.

[3.] Er, der Hochmeister, hat bereits vor ihrer Ankunft von dem ausgeschriebenen Kapiteltag erfahren und deshalb den Landkomtur von Thüringen [Klaus von Uttenrode] mit folgendem Vortrag an den Deutschmeister beauftragt: Er gedenkt, jetzt den ksl. Reichstag in Worms zu besuchen und auch eine Gesandtschaft zu den bei der Heiltumsweisung in Bamberg [am 6. Mai] versammelten fränkischen Ritterschaft zu schicken.2Falls der Deutschmeister nicht persönlich am Reichstag teilnehmen wird, bittet er ihn, ebenfalls Gesandte dorthin abzuordnen und sich auch an der Gesandtschaft nach Bamberg3zu beteiligen. Dort will er jeweils die Beschwerden des Ordens vorbringen und, nachdem dieselbigen das Heilig Reich und ganze teutsche nacion am meisten belangend, zu bitten und gutlich zu begern, sein gnaden beretig zu sein, was seiner Gn. furder in dieser beschwerung furzunemen sei ader nicht, nachdem es in seiner Gn. und ordens macht nicht sey, sich allein der gewalt des konigs zu Polan aufzuhalten. Und was sein ftl. Gn. daselbst eintrechtiglich geraten in beyweßen meins gn. H., des meisters, ader seiner geschickten, da wollen sich sein Gn. dem orden zu eren und nutz gepurlich ynnen finden lasen. Kg. [Wladislaw] von Ungarn-Böhmen bemüht sich ebenfalls bei seinem Bruder, dem polnischen Kg., um eine Vermittlung. Den Ausgang dieser Initiative will er noch abwarten. Sollte die Vermittlung wie schon zuvor abgeschlagen werden, soll der Deutschmeister auf dem bevorstehenden Kapiteltag einen Beschluss herbeiführen, dem Hochmeister und dem Orden mit allen Kräften die ihnen zustehende Hilfe zu leisten. Das Schicksal des Ordens in Preußen hat auch Rückwirkungen auf den Orden im Reich. Sollte sich eine neue Situation ergeben, würde er, der Hochmeister, ebenfalls eine Gesandtschaft zum Kapiteltag abordnen.

[4.] Der Hochmeister hat [Sebastian] Stiebar zu seinem Vorgehen4keinerlei Veranlassung gegeben, sondern im Gegenteil mehr zugestanden, als notwendig gewesen wäre. Mit Bedauern nimmt er zur Kenntnis, dass der Deutschmeister und der Orden bei den Ganerben [zu Rothenberg] und dem fränkischen Adel nicht mehr Ansehen genießen. Da der von den Ganerben verabschiedete Schiedsgerichtsvertrag einige bedenkliche Artikel enthält, wird er sich über die Angelegenheit noch einmal beraten und ihn, den Deutschmeister, dann über seine Entscheidung unterrichten. Auch wird er sich an befreundete Stände wenden, um das mutwillige Vorgehen Stiebars zu beenden.

Nr. 133 HM Friedrich von Sachsen an den Ordensmeister in Livland, Wolter von Plettenberg – [Weißensee], 30. April 1509

Bevorstehende Reise zum Wormser Reichstag zu Verhandlungen über die Angelegenheiten des Deutschen Ordens.

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 184–185 (Kop., montag nach dem suntag jubilate).

Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 599, S. 441f.

[...]. Nachdem wir auch vernemen, das die ksl. Mt., unser allergn. herr, sich gen Wurms auf den Reichs tag begeben, haben wir nach rat unser hern und freunde, der churfursten und fursten, dahin zu ziehen unsern weg angenomen, da wir euer sach, wie wir euch vormals oft geschriben [Nrr. 20, 125], nicht vergessen wellen. Und was uns da allenthalben begegnet und unserm orden guts erlangen, wollen wir euch bey derselbigen unser botschoft nicht verhalten. Gutlich begern, ir wellet euch unser regenten, orden, land und leut in unserm abweßen bevolhen haben. Das wellen wir etc.

[PS] Uns ist auch euer schrift, darinnen ir uns die handlung, so ir durch botschaft mit kgl. W. zu Polan gehabt etc., zu erkennen geben1, behendet worden. Die wellen wir auf dem Reichs tag auch beratschlagen loßen und alsdann euch auch weiter unser gutdunken darinnen vermelden.2

Nr. 134 HM Friedrich von Sachsen an Kf. Friedrich III. von Sachsen – [Weißensee], 3. Mai 1509

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 185 (Auszug, donerstags, am tag invencionis crucis).

Er hat sich nach Weißensee begeben, um von hier aus zum ksl. Reichstag nach Worms zu reisen. Dort will er mit seiner, Kf. Friedrichs, Unterstützung und der anderer Freunde des Ordens den Ks. um Schutz und Unterstützung zur Bewältigung ihrer schwierigen Situation bitten. Ein Bote sollte ihn über die Ankunft des Ks. in Worms informieren, ist aber noch nicht zurückgekehrt. Zweifellos ist er, der Kf., gut über den Reichstag informiert. Er bittet ihn deshalb um Mitteilung durch den Überbringer dieses Schreibens, ob der Ks. bereits in Worms eingetroffen ist und wie lange er sich seinen Informationen zufolge dort aufhalten wird, schließlich, ob er selbst persönlich am ksl. Tag teilnehmen wird oder nicht.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor. Laut Antwortschreiben Ks. Maximilians an den livländischen Ordensmeister Wolter von Plettenberg ging es um den Empfang der Reichsregalien. Der Ks. erklärte sich einverstanden, die Angelegenheit bis zu seinem Treffen mit dem Hochmeister ruhen zu lassen (Köln, 19.5.1508; Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 375, S. 274f.). In einem weiteren Schreiben vom gleichen Tag untersagte er dem Ordensmeister, gegen den Großfürsten von Moskau Krieg zu führen (Druck: ebd., Nr. 374, S. 274).
2
 Mit Schreiben vom 20.7. informierte der Hochmeister die preußischen Regenten [= Großkomtur Simon von Drahe, Marschall Wilhelm von Isenburg, Bf. Hiob von Pomesanien und Bf. Günther von Samland; Forstreuter, Ordensstaat, S. 37; Matison, Hochmeister, S. 405f.; Sach, Hochmeister, S. 56], dass er den Ks. wegen dessen Reise in die Niederlande bislang nicht habe treffen können, jedoch für den 10.8. (Laurenti)ein RT nach Worms einberufen worden sei, an dem er teilnehmen wolle. Er werde zuerst den Deutschmeister am 13.8. (sontag nach sanct Laurentzien tag)in Marburg aufsuchen und sich anschließend zum Ks. begeben (Kop., donerstag nach Alexi; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 116–117). Am 24.7. kündigte HM Friedrich auch Kf. Friedrich von Sachsen seine bevorstehende Zusammenkunft mit Stockheim an und bat um Mitteilung, ob der RT stattfinden werde und der Ks., er, Kf. Friedrich, sowie andere Kff. und Ff. persönlich daran teilnehmen würden (Kop., montag sanct Jacobs abent; ebd., pag. 117–118). Mit Schreiben vom 27.8. wiederum musste er die Regenten informieren, dass der RT verschoben worden sei und der Ks. sich weiterhin in den Niederlanden aufhalte. Er habe ihn deshalb bisher nicht treffen können und werde stattdessen Gesandte dorthin schicken (Kop., suntags nach Bartholomei; ebd., pag. 121–122). Wiederum zwei Monate später, am 31.10., erklärte er gegenüber Ludwig von Seinsheim, ihm seine Instruktion für den Vortrag an den Ks. entgegen seiner Ankündigung doch nicht zugeschickt zu haben, da er die Absicht habe, den Ks. auf dem RT zu treffen. Er bat zu diesem Zweck um Mitteilung, ob der RT stattfinden und der Ks. persönlich dorthin kommen werde (Kop., eadem die [= dienstags allerheiligen abent]; ebd., pag. 126–127; Limburg, Hochmeister, S. 160 mit Anm. 70).
1
 Am 26.12. versicherte HM Friedrich dem Ordensmeister in Livland erneut, dass er unablässig, bislang jedoch vergeblich in den Ordensangelegenheiten tätig gewesen sei und er die Anliegen Plettenbergs auf dem mehrmals vom Ks. verschobenen, jedoch seiner Kenntnis nach in Kürze stattfindenden RT keinesfalls vergessen werde (Auszug, dinstag sanct Steffenstag; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 141. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 494, S. 357).
1
 Instruktion der preußischen Regenten für Georg Truchseß von Wetzhausen (undat. Kop.; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 30, pag. 47–52). Am 10.2. wies der Hochmeister Seinsheim an, für ihn beim Ks. ein Inhibitionsmandat an Preußen zu erwirken, das den Vollzug des Thorner Friedens untersagen und zugleich die Hilfe von Ks. und Reich in Aussicht stellen sollte (Kop., eadem die (= sonnabent am tag Scolastice); GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 160–161; Limburg, Hochmeister, S. 160 mit Anm. 73).
2
 Liegt nicht vor.
1
 Der für den 2.4.1508 anberaumte Schiedstag zu Breslau war von Maximilian I. mit dem ungarischen Gesandten Bf. Johann Filipec von (Groß-)Wardein vereinbart worden, um die Streitigkeiten zwischen dem Deutschen Orden und Polen beizulegen. Vgl. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nrr. 287, 303f., 330f., 342; Toeppen, Acten V, Nr. 192; Voigt, Geschichte IX, S. 342, 345f., 350–352; Sach, Hochmeister, S. 57f.; Brandl, Maximilian, S. 58f.; Skriwan, Kaiser, S. 188–192; Mur, Ostpolitik, S. 48f.; Matison, Politik, S. 393–404.
2
 Der Friedensvertrag mit Moskau datiert vom 8.10.1508. Im Januar 1509 war er von polnisch-litauischer Seite ratifiziert worden (Lenz, Politik, S. 68; Sach, Hochmeister, S. 123f., 153; Kentmann, Livland, S. 52f.).
3
 Bündnisvertrag zwischen Großfürst Alexander von Litauen, zugleich Kg. von Polen, und dem Deutschorden in Livland vom 15./21.6.1501 (lat. Druck: Lenz, Politik, S. 89–94; Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/2, Nr. 127, S. 81–83). Vgl. Kentmann, Livland, S. 20–22.
4
 Der Großkomtur Simon von Drahe meldete Plettenberg am 1.4., dass Kg. Sigismund für den 24.6. einen Tag nach Posen zu Verhandlungen mit dem Reich und dem Deutschen Orden anberaumt habe, er aber nicht wisse, ob der Termin Bestand habe und ob Ks. und Reich eine Gesandtschaft dorthin abordnen würden (Kop. [Königsberg], suntags palmarum, GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 29, pag. 118. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 588, S. 433f.).
5
 Kredenzbriefe HM Friedrichs von Sachsen für den Spittler zu Königsberg, Georg Truchseß, waren adressiert an Mgf. Friedrich von Brandenburg, die Bff. von Bamberg und Würzburg, den Komtur zu Virnsberg, Burkhard von Seckendorff, den Hg. von Württemberg, die Pfgff. bei Rhein, Hg. Albrecht [! richtig: Wilhelm] von Bayern, sowie die in Rothenburg/Tauber und Ansbach versammelten fränkischen Gff., Hh. und Ritter (dienstag am tag Dorothee[6.2.]1509; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 157). Vgl. Matison, Politik, S. 434 Anm. 1.
6
 Schreiben HM Friedrichs von Sachsen an Kardinal Raffaele Riario, Rochlitz, 20.1.1509 (lat. Kop.; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 153–154. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 525, S. 373f.).
7
 Eltz hielt den Vortrag Ende Februar/Anfang März in Königsberg vor den preußischen Regenten Bf. Günther von Samland, Simon von Drahe und Gf. Wilhelm von Isenburg (Deren Bericht vom 2.3.1509 an Wolter von Plettenberg; Kop., freitags nach dem sontag invocavit; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 29, pag. 177–179. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 560, S. 399–401).
1
 Liegt nicht vor.
2
 Am gleichen Tag bat HM Friedrich den Frankfurter Patrizier Bernhard Rorbach, ihm gegen Abtretung einer erst Mitte Oktober fälligen Schuldforderung an den Lübecker Kaufmann Klaus Lange für den RT 1000 fl. auszuzahlen (Kop., eodem die; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 167).
1
 Am 31.3. schrieb der Hochmeister an den Ordensprokurator in Rom, Dr. Johann von Kitzscher: Wir warten noch in unsern hendeln bebstlicher Hlt. bescheids und des Reichs tags, den wir, wen Got wolde, das er angefangen wurde, wellen besuchen(Kop., sonnabent noch judica; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 172–174. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 587, S. 432f.). Kitzscher führte inzwischen erfolgreich Verhandlungen über päpstliche Breven an den Hochmeister [mit dem Verbot, dem poln. Kg. zu huldigen, 27.3.1509; Acta Tomiciana I, Nr. XXXVI, S. 50f.; Forstreuter, Ordensstaat, S. 38f.; Zivier, Geschichte I, S. 53f.; Matison, Politik, S. 438; Sach, Hochmeister, S. 59] und an Kg. Wladislaw [mit der Aufforderung zum Verzicht auf Feindseligkeiten und zur Einwilligung in Vermittlungsverhandlungen wegen der geforderten Unterwerfungserklärung HM Friedrichs von Sachsen unter den Thorner Frieden von 1466; lat. Kop. Rom, tertio k[a]l[enda]s Aprilis[29.3.]1509; GStA Berlin, OBA 19238. Druck: Theiner, Monumenta II, Nr. CCCLVIII, S. 326f. Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta I/2, S. 388. Vgl. Voigt, Geschichte IX, S. 364; Zivier, ebd., S. 55; Matison, ebd., S. 438f.]. Der Hochmeister wies Kitzscher an, das Breve an ihn zu schicken und ihm so die Entscheidung über die Weiterleitung an den poln. Kg. zu überlassen. Er wollte ggf. die Vermittlungsinitiative Kg. Wladislaws von Ungarn nicht gefährden (Kop. Rochlitz, freitag nach quasimodogeniti[20.4.]1509; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 180–182. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 594, S. 437f.).
2
 Einen weitgehend wörtlich übereinstimmenden Memorialzettel erhielt am gleichen Tag der Hofmarschall des Hochmeisters, Jakob von Dobeneck, als Gesandter zum Großkomtur [Simon von Drahe] (Kop., mitwochen nach judica; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 30, pag. 57–58). Darin teilte der Hochmeister weiter mit, dass er einen berittenen Boten mit der Anmietung einer Herberge in Worms beauftragt habe und sich selbst dorthin begeben werde, sowie der Ks. zum RT anreise.
1
 HM Friedrich von Sachsen hatte den Deutschmeister durch seinen Gesandten Georg Truchseß über den von den Regenten in Preußen mitgeteilten Frieden zwischen Kg. [Sigismund] von Polen und Großfürst [Wassili] von Moskau und die Absicht Polens zum Angriff auf Preußen informiert. Ks. Maximilian war durch Ludwig von Seinsheim (Komtur zu Koblenz) darüber ins Bild gesetzt worden. Der HM hatte bereits Verstärkungen für die Besatzungen der preußischen Schlösser und Städte geschickt. Der Deutschmeister sollte weitere Truppen bereitstellen. Wie die beiden Gegengesandten Dietrich von Cleen (Landkomtur von Hessen) und Burkhard von Seckendorff (Komtur zu Virnsberg) dem HM am 19.4. eröffneten, wollte Stockheim diese Entscheidung nicht allein treffen, sondern am 29.4. (jubilate)auf einem Kapiteltag darüber beraten. Bei vorbereitenden Besprechungen mit den Gebietigern habe allerdings Einigkeit bestanden, dass der HM die Lage des Ks., des Reiches und der Reichsritterschaft berücksichtigen müsse und bei einem Krieg gegen Polen nicht auf sie zählen könne. Im Falle eines bewaffneten Konflikts wäre der Verlust Preußens zu befürchten. Deshalb wurde eine vertragliche Einigung mit Polen, alternativ die Fortsetzung der Hinhaltetaktik in Bezug auf die Ratifizierung des Thorner Friedens von 1466 favorisiert (Aufzeichnung über den Vortrag der Gesandten; GStA Berlin, OBA 19239, fol. 1–2’; Matison, Politik, S. 431f.).
2
 Laut am 12.6. erfolgtem Vortrag seines Gesandten Hans von Schönberg an die preußischen Regenten hatten der Komtur von Ragnit [Nikolaus von Pflug] und Caesar Pflug die in Bamberg anwesenden Ritter inzwischen im Namen des HM um Rat und Hilfe für den Orden gebeten (act. dinstags nach corporis Christi; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 28, pag. 22–24, hier 22).
3
 Darum hatte der HM bereits mit Schreiben vom 10.4. gebeten (Kop., dienstag[in der Osterwoche]; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 176).
4
 Vgl. die Darstellung des Vorgangs in Nr. 368. Cleen und Seckendorff hatten mitgeteilt, dass Stiebar ungeachtet der Angebote des HM und der Argumentation des Deutschmeisters, dass die Angelegenheit sein Gebiet überhaupt nicht betreffe, auf einem während der Fastenzeit abgehaltenen Schiedstag erneut gedroht habe, seinen Anspruch gegen den Deutschen Orden gewaltsam durchzusetzen. Die Ganerben zu Rothenberg hätten ihm zu diesem Zweck die Öffnung ihres Schlosses zugesagt. Die Gesandten des Ordens hätten sich daraufhin zur Annahme eines Schiedsgerichtsvertrags zur Ratifikation durch den HM genötigt gesehen. Die beiden Gesandten ersuchten den HM, dafür Sorge zu tragen, dass der Deutschmeister und sein Gebiet nicht behelligt würden, und seine Entscheidung bezüglich des Vertrags mitzuteilen [wie Anm. 1].
1
 Es ging dabei um die unter Hinweis auf das Mandat Ks. Maximilians vom 19.5.1508 [Nr. 20, S. 150, Anm. 1] verweigerte Hilfe des Ordensmeisters im polnisch-russischen Krieg um Litauen und um den aus Sicht des Ordens eigenmächtigen Friedensschluss Kg. Sigismunds mit Moskau (Instruktion Kg. Sigismunds von Polen für Gesandte zu Wolter von Plettenberg, Wilna, 8.2.1509; russ./dt. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches UrkundenbuchII/3, Nr. 542, S. 384–388. Antwort Plettenbergs an die Gesandten, Wenden, 7.3.1509; ebd., Nr. 564, S. 402–408).
2
 Plettenberg bestätigte den preußischen Regenten den Empfang des vom Großkomtur Simon von Drahe (Kop. Königsberg, phingstmontag[28.5.]1509; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 29, pag. 190. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 622, S. 457) weitergeleiteten Schreibens am 7.6. (Druck: ebd., Nr. 631, S. 460).